Kataloniens Katholiken in Unabhängigkeitsfrage gespalten

Krise in Katalonien

Die Katholiken Kataloniens sind in der Frage einer Unabhängigkeit von Spanien gespalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Regionalregierung. Die spanische Justiz geht weiter hart gegen die Separatisten vor.

Krise in Katalonien / © Manu Fernandez (dpa)
Krise in Katalonien / © Manu Fernandez ( dpa )

Demnach sind 47,6 Prozent der befragten Katholiken für ein unabhängiges Katalonien, 46,4 Prozent dagegen. Trotz einer zunehmenden Säkularisierung der Gesellschaft betrachte sich immer noch eine Mehrheit der katalanischen Bürger (54,5 Prozent) als katholisch.

Bei den anderen Glaubensrichtungen zeigt sich in Sachen Unabhängigkeit ein abweichendes Bild. So sprachen sich in der Umfrage 76,4 Prozent der Protestanten und rund 55 Prozent der Muslime gegen eine Abspaltung von Spanien aus.

Rebellion und Auflehnung

Eine Woche nach dem Unabhängigkeitsbeschluss des katalanischen Parlaments droht dem entmachteten und nach Belgien ausgereisten Regionalpräsidenten Carles Puigdemont das Ende seiner Freiheit und der Weg ins Gefängnis. Das Staatsgericht in Madrid erließ nach Angaben seines Anwalts einen Europäischen Haftbefehl.

Neben Puigdemont seien auch vier Ex-Minister betroffen, die sich ebenfalls nach Brüssel abgesetzt hätten, sagte der Jurist Paul Bekaert am späten Donnerstagabend dem belgischen Sender VRT NWS unter Berufung auf Angaben von Puigdemont. Schon am Freitag könnte demnach die belgische Polizei den 54-Jährigen festnehmen. Eine offizielle Stellungnahme aus Madrid blieb dazu aus.

Zwangsverwaltung

Dem Separatisten-Chef droht in Spanien eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren. Ihm werden Rebellion, Auflehnung gegen die Staatsgewalt und Veruntreuung öffentlicher Gelder vorgeworfen. Grund ist der einseitige Unabhängigkeitsbeschluss, der das Parlament in Barcelona am Freitag vor einer Woche verabschiedet hatte.

Die Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die katalanische Regierung daraufhin abgesetzt. Die wirtschaftsstarke Region im Nordosten Spaniens steht nun unter Zwangsverwaltung aus Madrid, das Neuwahlen für den 21. Dezember einberufen hat.

Proteste

Puigdemont und die vier Ex-Minister hatten am Donnerstag eine Vorladung von Richterin Carmen Lamela missachtet. Die neun restlichen ehemaligen Angehörigen der katalanischen Regierung erschienen dagegen vor Gericht und wurden mit Untersuchungshaft belegt. Die sieben Männer und zwei Frauen wurden nach den Vernehmungen umgehend zu zwei Gefängnissen im Madrider Umland gefahren. Nur einer dieser Politiker darf gegen Zahlung einer Kaution von 50 000 Euro die Haft unter Auflagen verlassen.

Tausende Menschen gingen nach Bekanntgabe der Inhaftierungen in verschiedenen Städten Kataloniens auf die Straße, um gegen den Beschluss der Richterin zu protestieren. In der Hauptstadt Barcelona versammelten sich die Menschen vor dem Regierungspalast. In Lleida wurde die Zahl der demonstranten auf 3000, in Tarragona auf 5000 geschätzt. Unzählige Katalanen schlugen in der Nacht aus Protest auf Balkonen und von Fenstern aus spontan auf leere Töpfe. In Barcelona war der Lärm in vielen Stadtvierteln zu hören.

Dialog und Respekt

Die Inhaftierungen wurden unter anderem von neutralen Politikern, von Gewerkschaftsverbänden, von TV-Moderatoren und auch vom Topclub FC Barcelona kritisiert. "Aktionen wie diese tragen nicht dazu bei, die Wege des Dialogs und des Respekts zu bauen, die wir als Institution immer verteidigt haben", schrieb der Fußball-Topclub. Die linke Bürgermeisterin Barcelonas, Ada Colau, meinte vor Journalisten, alles deute auf "Revanchegelüste" hin.

Untersuchungshaft ohne Recht auf Kaution wurde für Puigdemonts Ex-Vize Oriol Junqueras und weitere sieben Politiker angeordnet. Der neunte Politiker, Santi Vila, der kurz vor dem Unabhängigkeits-Beschluss als Minister zurückgetreten war, darf dagegen bei Zahlung einer Kaution von 50 000 Euro auf freien Fuß gesetzt werden.

Nach einem europäischen Haftbefehl muss das Land, in dem die Person festgenommen wird, diese innerhalb von höchstens 60 Tagen nach der Festnahme an das Land übergeben, in dem der Haftbefehl ausgestellt worden war. Stimmt die Person ihrer Übergabe zu, so muss innerhalb von zehn Tagen über die Übergabe entschieden werden.


Quelle:
KNA , dpa