Kardinalsrat diskutiert über Neuerungen im Vatikanapparat

Langzeitprojekt Kurienreform

Zum fünften Mal hat im Vatikan der Kardinalsrat zur Kurienreform getagt, der in besonderer Weise für den Reformwillen von Papst Franziskus steht. Die Kardinäle aus allen Kontinenten haben sich diesmal auch neuen Bereichen zugewandt.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Vatikan (dpa)
Vatikan / ( dpa )

Vatikansprecher Federico Lombardi teilte zum Abschluss des Treffens am Freitag mit, dass sich die Kardinäle etwa mit dem Vatikanstaat, den Nuntiaturen und der Prozedur bei Bischofsernennungen beschäftigt hätten. Vor allem aber standen Wirtschaftsfragen im Zentrum, insbesondere die Vatikanbank IOR.

Der "K9-Rat" (durch die regelmäßige Teilnahme von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin nicht mehr "K8") war nur eines von drei Gremien, das sich in diesen Tagen mit dem IOR befasst. Auch das aus fünf Kardinälen bestehende Kontrollgremium tagt in dieser Woche, und ebenfalls die 15 Mitglieder des neuen Wirtschaftsrates unter dem Münchner Kardinal Reinhard Marx. Man kann davon ausgehen, dass in den kommenden Tagen mehr Details über die Zukunft dieses lange umstrittenen Geldinstituts bekannt werden. Es soll nach dem Wunsch des Papstes nicht geschlossen werden, sondern weiterbestehen - allerdings in modifizierter Form und mit neuem Statut. Dem Vernehmen nach dürfte in diesem neuen Bankmodell IOR-Präsident Ernst von Freyberg (55) nicht mehr mit dabei. Er hat seit seinem Amtsbeginn von 17 Monaten mit Nachdruck für Klarheit, Transparenz und die Ausrichtung auf internationale Standards gesorgt.

Weit von einem Abschluss entfernt

Die "K9"-Beratungen machen deutlich, dass sich eine Kurienreform nicht mit wenigen Federstrichen und in wenigen Monaten erledigen lässt, wie manch einer zunächst vermutet hatte. Das hat auch mit der interkontinentalen Zusammensetzung des Gremiums zu tun, das nicht im gleichen Rhythmus wie eine Arbeitsgruppe nur aus Römern agieren kann. Im Übrigen sind Arbeitsabläufe und Zuständigkeiten der Kurie eingefahren und äußerst komplex. Nicht zu unterschätzen scheinen Beharrungsvermögen und Besitzstandswahrung mancher Mitarbeiter. Und so ist man weit von einem Abschluss entfernt. Zunächst legte man Termine für die drei nächsten Konferenzrunden bis Mitte Februar 2015 fest.

Dabei hat das inzwischen wichtigste Beratergremium des Papstes bereits ein beachtliches Pensum absolviert. Stimmung und Arbeitsweise liefen immer besser an. "Free, frank, friendly" - frei, offen-ehrlich und freundschaftlich-herzlich - so schilderte Lombardi die Atmosphäre und den Dialog, in den sich der Papst ganz natürlich einfüge.

Mittlerweile wurde die Bischofssynode auf einen neuen Weg gebracht und für ihr nächstes Treffen (zum Thema Familie) im Oktober neu aufgestellt. Dann richtete Franziskus auf Vorschlag des Gremiums im Februar einen neuen Wirtschaftsrat (unter Marx) und ein Wirtschaftssekretariat (unter dem australischen Kardinal George Pell) ein, das die breitgestreuten Finanzbelange des Vatikan unter einem Dach koordinieren soll.

Kommt eine große Dialogbehörde?

Ansonsten befassen sich die Kardinäle mit Arbeit und Zuschnitt der Kurienbehörden. Für den Bereich der Kongregationen, der "großen Ministerien", scheinen keine gravierenden Veränderungen in Sicht. Einschneidender scheinen die Änderungen bei den Räten, den "kleinen Ministerien". Zwar zeichnet sich noch kein neues Organigramm ab. Aber der Papst selbst sprach schon vorsichtig von Zusammenlegungen. So könnten die Behörden für Laien und für Familie zusammengefasst werden. Aus den Räten "Iustitia et pax" und "Cor unum" könnte eine Caritas-Kongregation entstehen, vielleicht zusammen mit dem Migrantenrat. Dann ist von einer großen Dialogbehörde die Rede, die sich der Ökumene, dem interreligiösen Dialog sowie dem Dialog mit den Nichtglaubenden und dem Zeitgeist widme. Der erst 2010 gegründete Rat für die Neuevangelisierung könnte mit der Missionskongregation fusioniert werden.

Neue Strukturen können Synergien, mehr Effizienz und Einsparungen schaffen. Nicht weniger wichtig scheint dem Papst freilich die Motivation und die Qualifikation der Mitarbeiter. Die Kurie müsse stärker im Dienst der Ortskirchen stehen, jenseits von allem Karrieredenken auf der Leitungsebene und in den Arbeitsstäben- ein Hauptziel des Papstes. Das verlangt auch veränderte Mentalitäten.


Quelle:
KNA