Kardinal Zuppi beklagt wachsende Armut in Italien

Gemeinsam das Prekariat überwinden

Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, hat sich besorgt über die soziale Lage in Italien geäußert. Die Armut habe im Laufe der letzten 15 Jahre erheblich zugenommen.

Kardinal Matteo Zuppi / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Matteo Zuppi / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das sagte er in einer Rede zum Auftakt des Ständigen Rats der italienischen Bischöfe am Montag in Rom. Dieser Trend habe sich durch die Corona-Pandemie und durch den Krieg in Europa weiter verschärft.

Viele Arbeitnehmer mit prekärer Arbeit

Schon jetzt habe jeder achte Arbeitnehmer nur noch eine prekäre Arbeit, die keinen auskömmlichen Lebensunterhalt sichere oder die Gründung einer Familie ermögliche, beklagte der Kardinal. Im Jahr 2020 seien auch aus diesem Grund 120.000 junge Italiener ausgewandert.

Vor allem die Bildung müsse daher dringend verbessert werden, dabei sollten kirchliche und staatliche Schulen künftig nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander arbeiten.

Giorgia Meloni / © Alessia Pierdomenico (shutterstock)

Die Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni rief Zuppi auf, die notwendigen Schritte einzuleiten, um das Prekariat zu überwinden und den Menschen neue berufliche und wirtschaftliche Perspektiven zu geben. Die Kirche, die Caritas und die mit ihnen verbundenen Organisationen seien bereit, mitzuhelfen.

Mindestrente wird erhöht

Der Kardinal lobte in diesem Zusammenhang die beschlossene Erhöhung der Mindestrente und den leichteren Zugang zur Altersversorgung für viele Menschen, die bisher ohne Absicherung lebten. Das von der Regierung Meloni abgeschaffte Bürgergeld erwähnte Zuppi nicht.

Italienischer Polizist tröstet Flüchtling / © Angelo Carconi (dpa)
Italienischer Polizist tröstet Flüchtling / © Angelo Carconi ( dpa )

Zur umstrittenen Frage der Einwanderung nach Italien sagte er, Migration gehöre zur globalisierten Welt, man dürfe sie nicht ängstlich als Bedrohung sehen, sondern müsse sie als Chance begreifen. Die in Italien angekommenen Menschen sollten besser und schneller integriert und nicht durch unnötige bürokratische Hürden ausgegrenzt werden. Auch das Problem der mittlerweile rund 500.000 Menschen, die in der Illegalität leben und arbeiten, müsse in Angriff genommen werden.

Radikale Rechte feiert Wahlsieg in Italien

Der Wahlsieg von Giorgia Meloni und deren rechtsradikaler Partei Fratelli d'Italia hat bei ihren rechten Verbündeten in Europa Jubel und Genugtuung, vielerorts aber vor allem Sorgen hervorgerufen. Die Nationalistin und EU-Skeptikerin wurde bei der Wahl klar stärkste Kraft, nach Hochrechnungen vom Montagmorgen kommen die "Brüder Italiens" auf mehr als 26 Prozent der Stimmen. Die gesamte Rechtsallianz hat wegen der Besonderheiten des italienischen Wahlrechts künftig eine klare, absolute Mehrheit im Parlament.

Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) / © Oliver Weiken (dpa)
Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) / © Oliver Weiken ( dpa )
Quelle:
KNA