Kardinal in Zentralafrika lobt Zusammenarbeit der Religionen

"Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen"

Der anhaltende Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik hat nach Einschätzung von Kardinal Dieudonne Nzapalainga die Religionen des Landes näher zueinander gebracht. Das berichtet das Hilfswerk "Kirche in Not".

Kardinal Dieudonne Nzapalainga, Erzbischof von Bangui / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Kardinal Dieudonne Nzapalainga, Erzbischof von Bangui / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Letztlich habe diese Krise, so schrecklich sie auch sei, eine positive Wirkung auf die religiöse Einheit gehabt, erklärte der Kirchenmann bei einem Besuch des katholischen Hilfswerk. In seinem Erzbistum Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, gebe es wunderbare Bewegungen der Brüderlichkeit: Junge Christen und Muslime würden sich gegenseitig beim Wiederaufbau zerstörter Gotteshäuser helfen.

Zusammenarbeit der Religionen

Bei dem seit Jahren andauernden Krieg handele es sich um keine religiöse Auseinandersetzung, sagte der Kardinal. Das hätten muslimische und christliche Geistliche stets gemeinsam betont. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen christlichen und muslimischen Vertretern seien nie abgebrochen. Die Spannungen seien dem Land von außen auferlegt worden.

Die Zusammenarbeit der Religionen zeige, dass religiöse Konflikte vermeidbar seien, so Nzapalainga: "Wir Religionsvertreter sind wie die Eltern einer Familie, wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen.

Die Gesellschaftsstruktur der Zentralafrikanischen Republik, in der jeder einen Cousin oder einen Onkel hat, der einer anderen Religion angehört, hat uns bei dieser Friedensarbeit geholfen."

Bürgerkrieg seit rund zehn Jahren

Die katholische Kirche versuche nun auch wieder, die von Rebellen gehaltenen Gebiete im Nordwesten des Landes zu erreichen, zum Beispiel im Gebiet der Diözese Bossangoa, sagte der Kardinal. "Wir haben dort eine kirchliche Schule und bereiten junge Priester darauf vor, in diese gefährliche Gegend zu gehen." Die kirchlichen Mitarbeiter könnten so in Gebiete gelangen, die für die Regierung oder andere Organisationen nicht zugänglich seien.

In der Zentralafrikanischen Republik tobt seit rund zehn Jahren ein Bürgerkrieg. Damals eroberten aus dem Norden kommende mehrheitlich muslimische Seleka-Milizen die Hauptstadt Bangui. Regierungstruppen und überwiegend christliche Milizen, die sogenannte Anti-Balaka, erkämpften sich die Macht zurück. Beide Gruppen werden für schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht. Nach wie vor sind Landesteile in der Hand der Rebellen. Die Zentralafrikanische Republik gilt als eines der ärmsten Länder der Erde. Rund drei Viertel der fünf Millionen Einwohner sind Christen, 13 Prozent Muslime.

Die Zentralafrikanische Republik

Die Zentralafrikanische Republik liegt im Herzen Afrikas - Hauptstadt ist Bangui. Die einstige französische Kolonie gehört heute zu den ärmsten Ländern der Welt und liegt im Entwicklungsindex HDI auf Rang 185 von 187. Das Durchschnittsalter der rund 5,3 Millionen Einwohner beträgt 19 Jahre.

Zerstörung und Krisen in der Zentralafrikanischen Republik  (KNA)
Zerstörung und Krisen in der Zentralafrikanischen Republik / ( KNA )
Quelle:
KNA