Kardinal Woelki und Erzbistum Köln sind Thema vor Gericht

Schmerzensgeld und "Bild"-Zeitung

Das Landgericht Köln beschäftigt sich in zwei Verfahren am Dienstag und Mittwoch mit dem Erzbistum Köln und Kardinal Rainer Maria Woelki. Am Dienstag verhandelt es mündlich über die Schmerzensgeldklage eines Missbrauchsbetroffenen.

 Kardinal Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg (dpa)
Kardinal Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg ( dpa )

Diese richtet sich gegen Deutschlands mitgliederstärkste Diözese. Tags darauf geht das presserechtliche Verfahren zwischen "Bild"-Zeitung und Kardinal mit einer weiteren Zeugenvernehmung in die nächste Runde.

Landgericht und Amtsgericht in Köln / © Julia Steinbrecht (KNA)
Landgericht und Amtsgericht in Köln / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Missbrauchsbetroffene wirft der Erzdiözese Amtspflichtverletzung durch Unterlassen vor und verlangt ein Schmerzensgeld von 725.000 Euro - zusätzlich zu den bereits erhaltenen 25.000 Euro in Anerkennung des Leids.

Verfahren bringt Kirche in Zwickmühle

Der Kläger gibt an, als Messdiener in den 1970er-Jahren mehrere hundert Male von einem mittlerweile verstorbenen Priester sexuell missbraucht worden zu sein. Einem Aufarbeitungsgutachten zufolge erfuhr das Erzbistum 1980 sowie 2010 von Vorwürfen gegen den Geistlichen. Dennoch konnte er viele Jahre weiter als Seelsorger arbeiten.

Das Verfahren bringt die Kirche in eine Zwickmühle: Beansprucht das Erzbistum Verjährung, befürchten Insider eine schlechte Presse.

Verzichte es auf Verjährung, könnten weitere Schmerzensgeldklagen mit hohen Summen in ganz Deutschland folgen.

Zweiter Zeuge im "Bild"-Verfahren

Im "Bild"-Verfahren wehrt sich Woelki gegen mehrere Artikel, die nahelegen, er habe Missbrauchstäter geschont. So hatte das Blatt berichtet, Woelki habe einen Priester befördert, obwohl er belastende Inhalte aus dessen Personalakte sowie eine Polizeiwarnung gekannt habe. Das weist der Kardinal per eidesstattlicher Versicherung zurück. Er habe nur von einem früheren sexuellen Kontakt des Mannes mit einem Prostituierten sowie von "weiteren Gerüchten" gehört.

Oliver Vogt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Oliver Vogt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In der Sache soll am Mittwoch als zweiter Zeuge der ehemalige Interventionsbeauftragte des Erzbistum, Oliver Vogt, aussagen. Als erste Zeugin war die langjährige Sekretärin des früheren Kölner Kardinals Joachim Meisner vernommen worden. Ihre Aussage hatte die Staatsanwaltschaft Köln veranlasst, Ermittlungen gegen Woelki wegen des Vorwurfs der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung aufzunehmen. Die Sekretärin gab an, sie habe Woelki schon in seiner Zeit als Weihbischof Informationen über den beschuldigten Priester zukommen lassen.

Auch in einer weiteren Angelegenheit ermittelt die Behörde wegen des Vorwurfs einer falschen eidesstattlichen Versicherung im Zuge des Verfahrens gegen "Bild". Woelki erklärt darin, erst Ende Juni mit Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren "Sternsinger"-Chef Winfried Pilz befasst worden zu sein. Dem widersprach eine Kirchenmitarbeiterin in einem Zeitungsinterview.

Das Erzbistum Köln

Ende 2021 gehörten 1.805.430 Katholiken zum Erzbistum Köln. Das sind 63.137 weniger als im Jahr davor. Der Rückgang setzt sich im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zusammen aus 40.772 Kirchenaustritten (2020: 17.281) sowie der Differenz zwischen den Sterbefällen (27.503) und den Taufen (10.286), die gegenüber 2020 (7.845) angestiegen sind. 

Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf den Kölner Dom / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA