Kardinal Woelki sagt seine Teilnahme an Heiligtumsfahrt ab

Auf Bitten von Aachens Bischof Dieser

Als Reaktion auf die Bitte des Aachener Bischofs Dieser an einer Messe im Rahmen der Heilig­tums­fahrt wegen befürch­te­ter Störungen nicht teil­zunehmen, warnt Kardinal Woelki vor einer Instru­mentali­sierung von Gottes­diensten.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

In einer Videoerklärung fand der Kölner Erzbischof deutliche Worte: "Ich wäre als Pilger nach Aachen gekommen so wie viele Tausende auch. Ich bin davon über­zeugt, dass es unter Christen möglich sein muss, unter­schied­liche Auf­fassungen zu haben und deut­lich zu vertreten – und dennoch gemein­sam die heilige Eucha­ris­tie zu feiern. Und hier heißt katho­lisch zu sein, dass bei allem Protest die Eucharis­tie von niemandem instru­men­tali­siert werden darf für eigene Ziele, denn es ist Chris­tus, der uns als katholische Christ­innen und Christen unterschieds­los einlädt."

Nach der durch das Bistum Aachen ausge­sprochenen Ein­ladung hatte es in Aachen im Vorfeld Protest­aktionen gegen die Zele­bration ge­geben. Eben­falls wurden Aktionen während der Schluss­messe der Heiligtums­fahrt angekündigt.

"Nicht dem Gift der Polarisierung erliegen"

"Katholisch sein, Welt­kirche sein, bedeutet unter anderem, sich bei allen Unter­schieden gemein­sam aus­zuhalten. Das gilt vor allem auch bei der Auf­arbeitung sexuellem Miss­brauchs. Mir per­sön­lich sind Prä­vention, Aufklärung und Auf­arbeitung ein Herzens­anliegen. Be­troffene sexuellen Miss­brauchs müssen sowohl vor welt­lichen Gerichten wie auch in der Kirche zu ihrem Recht kommen. Und hier heißt katho­lisch zu sein – auch wenn die Auf­arbeitung weh tut und sie tut weh – nicht dem Gift der Polari­sierung zu er­liegen, sondern Brücken zu bauen", so Kardinal Woelki, Metropolit der Kölner Kirchenprovinz.

Woelki sollte am Sonntag die Pilgermesse auf dem Katschhof in Aachen feiern. Das Bistum Aachen ist Suffraganbistum des Erzbistums Köln. Die Messe wird nun Bischof Dieser feiern. "Eine Situation, die absehbar nicht mehr erwarten lässt, dass eine geistlich verbindende Atmosphäre zur Feier des Gottesdienstes erlebbar wird, möchte ich vermeiden", sagte Dieser am Samstagnachmittag. Die Entscheidung sei in enger Abstimmung mit Dompropst und Wallfahrtsleiter Rolf-Peter Cremer getroffen worden.

DOMRADIO.DE überträgt den Gottesdienst live in Bild und Ton ab 11 Uhr.

Die Heiligtumsfahrt in Aachen endet am Montagabend mit der sogenannten Verschließungsfeier. Im Mittelpunkt der seit 1349 begangenen Wallfahrt stehen vier Tuchreliquien, die 799 Karl dem Großen übergeben wurden. In ihnen wird das Kleid Mariens aus der Heiligen Nacht, Windeln Jesu, das Lendentuch des Gekreuzigten und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers verehrt. Für ihre Echtheit gibt es keine historischen Nachweise. Die Kirche heute sieht in ihnen
Zeichen, die auf Jesus hinweisen. Normalerweise findet die Heiligtumsfahrt alle sieben Jahre statt; pandemiebedingt wurde der reguläre Rhythmus 2021 unterbrochen und das Glaubensfest um zwei Jahre verschoben.

Die Aachener Heiligtumsfahrt

Die Aachener Heiligtumsfahrt gibt es seit 1349. Sie findet alle sieben Jahre statt. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Rhythmus unterbrochen: Statt 2021 wird sie dieses Jahr vom 9. bis 19. Juni veranstaltet. Ziel der Wallfahrt sind die im Aachener Dom befindlichen Heiligtümer: Tuchreliquien, bei denen es sich der Überlieferung nach um das Kleid Marias, das sie in der Geburtsnacht getragen hat, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes' des Täufers sowie das Lendentuch Jesu bei der Kreuzigung handelt. (KNA/17.03.2023)

Heiligtumsfahrt Aachen (KNA)
Heiligtumsfahrt Aachen / ( KNA )
Quelle: