Kardinal Woelki nimmt Benedikt XVI. gegen Kritik in Schutz

Basis für Missbrauchsaufarbeitung geschaffen

Kardinal Rainer Maria Woelki hat den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gegen Kritik an dessen Umgang mit Missbrauch in der Kirche verteidigt. Zu konkreten Vorwürfen gegen Benedikt XVI. äußerte sich Woelki aber nicht.

Der damailige Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 (KNA)
Der damailige Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 / ( KNA )

"Ich glaube, dass er auch derjenige war, der mit Blick auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs die Zeichen der Zeit erkannt hat", sagte Woelki am Dienstag dem Fernsehsender "Welt". Er habe 2010 und 2011 in aller Klarheit und Entschiedenheit "diese schrecklichen Verbrechen und die Aufarbeitung" angegangen.

Basis zur Aufarbeitung geschaffen

Zwar sei Benedikt nur ein Mensch gewesen und habe auch nicht alles richtig gemacht, so der Kölner Erzbischof. "Aber er ist derjenige gewesen, der gewissermaßen die Basis dafür geschaffen hat, dass eine umfassende Aufarbeitung und Aufklärung möglich war. Und zwar universalkirchlich wie auch in den einzelnen Diözesen. Und das ist sicherlich eines der großen Verdienste Papst Benedikts."

Rainer Maria Woelki erhält das Kardinals-Birett von Papst Benedikt 2012 (KNA)
Rainer Maria Woelki erhält das Kardinals-Birett von Papst Benedikt 2012 / ( KNA )

Benedikt XVI. - mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger - war am Silvestermorgen im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.

Rechtsgutachter werfen ihm unter anderem vor, dass er in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising zwischen 1977 und 1982 im Umgang mit vier Priestern unter Missbrauchsverdacht Fehler gemacht habe. Benedikt ließ diese Darstellung zurückweisen.

Ein Entschuldigungsbrief konnte insbesondere Betroffene nicht überzeugen, vor allem, weil der emeritierte Papst kaum Worte für seine persönliche Verantwortung fand.

Zivilklage gegen Ratzinger

ergangenes Jahr reichte ein mutmaßlicher Missbrauchsbetroffener Zivilklage gegen Ratzinger und weitere Personen ein. Er will klären lassen, ob der frühere Erzbischof durch sein Handeln oder Unterlassen in einem Missbrauchsfall zu Schadensersatz verpflichtet ist oder zumindest gewesen wäre.

Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Sydney / © Katharina Ebel (KNA)
Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Sydney / © Katharina Ebel ( KNA )

Nach dem Tod Benedikts soll das Verfahren vor dem Landgericht Traunstein nun gegen dessen Erben weitergeführt werden.

Zu konkreten Vorwürfen gegen den früheren Papst äußerte sich Woelki nicht. Anschuldigungen würden oft in Unkenntnis der tatsächlichen Hintergründe erhoben und seien dann nicht haltbar, sagte er. So sei es in seinem Fall gewesen. Der Kardinal ist unter anderem wegen der Missbrauchsaufarbeitung in seiner Diözese in eine Vertrauenskrise geraten. Auf Verlangen von Papst Franziskus reichte er ein Rücktrittsgesuch als Kölner Erzbischof ein; das Kirchenoberhaupt hat darüber jedoch noch nicht entschieden.

Die Erklärung von Benedikt XVI. zum Münchner Gutachten

In einer Stellungnahme hatte der emeritierte Papst Benedikt XVI. Anfang vergangenen Jahres eine wichtige Aussage seiner Einlassung aus dem Münchner Missbrauchsgutachten korrigiert. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die von seinem Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, gegenüber KNA abgegebene Stellungnahme in vollem Wortlaut:

Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL (KNA)
Münchner Missbrauchsgutachten, Westpfahl, Spilker, Wastl, WSW / © Sven Hoppe/dpa-POOL ( KNA )
Quelle:
KNA