Kardinal Woelki beendet Solidaritätsreise ins Heilige Land

Treffen mit Hoffnungsträgern

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hat zu einem Solidaritätsbesuch das Heilige Land besucht. Vor Ort wollte er zahlreiche Christen und Hoffnungsträger treffen und bestärken, wie das Erzbistum Köln berichtet.

Kardinal Woelki beim Besuch einer christlichen Gemeinden in Burqin, Westbank (EBK)
Kardinal Woelki beim Besuch einer christlichen Gemeinden in Burqin, Westbank / ( EBK )

Vom 3. bis 7. März 2024 war der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der auch Präsident des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande (DVHL) ist, zu einem Solidaritätsbesuch in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ziel der Reise war es, trotz der ausweglos scheinenden Situation Menschen zu treffen, die sich für Verständigung und Zusammenleben von Israelis und Palästinensern sowie für den Verbleib von Christen im Heiligen Land einsetzen. 

Dabei ging es Kardinal Woelki insbesondere darum, Hoffnungsträger zu stärken. Zu diesem Zweck traf sich Woelki mit Menschen aus der christlichen, jüdischen und muslimischen Gemeinschaft.

Herausforderungen bei medizinischer Versorgung

Zusammen mit Sieglinde Weinbrenner, der Repräsentantin des Lutherischen Weltbundes, und dem lutherischen Bischof Ibrahim Azar besuchte der Kardinal das Auguste-Viktoria-Krankenhaus auf dem Ölberg bei Jerusalem. 

Bischof Ibrahim Azar von der Evangelisch-Lutherischen Kirche (2. von rechts) sowie Sieglinde Weinbrenner, Repräsentantin des lutherischen Weltbundes (LWB), erzählen Kardinal Woelki von ihrem Dienst in Jerusalem und Umgebung (EBK)
Bischof Ibrahim Azar von der Evangelisch-Lutherischen Kirche (2. von rechts) sowie Sieglinde Weinbrenner, Repräsentantin des lutherischen Weltbundes (LWB), erzählen Kardinal Woelki von ihrem Dienst in Jerusalem und Umgebung / ( EBK )

Vertreter der palästinensischen Zivilgesellschaft beklagten bei diesem Besuch, dass viele Palästinenser wegen der Abriegelung des Westjordanlandes ihre Arbeitsplätze in Israel verloren hätten. Sie brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die israelischen Behörden während des anstehenden Fastenmonats Ramadan muslimischen Gläubigen freien Zugang zur Al-Aqsa-Moschee gewähren werden. 

Ansonsten drohe die Frustration der palästinensischen Bevölkerung weiter zu steigen. Die Krankenhausleitung schilderte die Schwierigkeiten bei der Beantragung von Einreisegenehmigungen für schwerkranke Patienten aus dem Westjordanland. Deren medizinische Versorgung sei dadurch gefährdet. An die Behandlung von Patienten aus Gaza sei seit dem 7. Oktober 2023 gar nicht mehr zu denken.

Patriarch Pizzaballa und Kardinal Woelki plädieren für Waffenstillstand 

In einem Gespräch mit Pater Gabriel Romanelli informierte sich Woelki über die Situation der christlichen Gemeinde im Gaza-Streifen. Romanelli, katholischer Pfarrer von Gaza, war zu Beginn des Krieges in Betlehem und kann seither nicht zu seiner Gemeinde zurückkehren. Er berichtet, dass auf dem Gelände seiner Pfarrei mehr als 600 Christen Zuflucht gefunden haben. 

Aus Mangel an Brennstoff könne nur zweimal pro Woche eine warme Mahlzeit bereitet werden. Lebensmittel seien kaum noch vorhanden und die meisten Häuser zerstört. Pater Gabriel erwartet, dass zwei Drittel der Christen den Gaza-Streifen verlassen werden. Dennoch hoffe die Kirche auf den Wiederaufbau von christlichen Schulen nach dem Krieg und plane schon jetzt, die Caritas-Arbeit wieder aufzunehmen.

Kardinal Woelki mit dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa (EBK)
Kardinal Woelki mit dem lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa / ( EBK )

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, wies seinerseits auf die katastrophale humanitäre Lage im Gaza-Streifen hin und plädierte für einen umgehenden Waffenstillstand. Eine langfristige Lösung halte er aber nur mit neuen politischen Verantwortlichen auf israelischer und palästinensischer Seite für möglich. 

"Ich stehe an der Seite all derer, die unter Ungerechtigkeit, Krieg oder Terror leiden", bekräftigte Kardinal Woelki. "Ich schließe mich der Forderung von Patriarch Pizzaballa nach einem sofortigen Waffenstillstand an, damit die israelischen Geiseln freikommen können und das Leiden der Zivilbevölkerung in Gaza ein Ende findet."

Austausch mit israelischer Friedensbewegung

In einem Treffen mit Aktivistinnen und Aktivisten aus der israelischen Friedensbewegung erkundigte sich Kardinal Woelki nach den Auswirkungen des terroristischen Angriffs der Hamas vom 7. Oktober auf die Menschen in Israel. In dem Gespräch mit Vertretern von Rabbis for Human Rights, Tag Meir und dem Rossing Centre for Education and Dialogue wurde deutlich, wie stark traumatisiert die jüdische Bevölkerung durch die schrecklichen Ereignisse ist. 

Kardinal Woelki trifft Friedensaktivisten aus der jüdischen Gemeinschaft für ein Gespräch im Paulus-Haus in Jerusalem (EBK)
Kardinal Woelki trifft Friedensaktivisten aus der jüdischen Gemeinschaft für ein Gespräch im Paulus-Haus in Jerusalem / ( EBK )

Kardinal Woelki betonte, dass das Leid der Geiseln und ihrer Angehörigen kaum zu begreifen sei und äußerte seine Trauer über die vielen Getöteten. Die jüdischen Gesprächspartner waren sich einig darin, dass das Trauma vom 7. Oktober ihre Friedensarbeit erschwert. Und doch betont Rabbinerin Dana Sharon: "Ich weigere mich, meinen Glauben an die Menschlichkeit aufzugeben."

Christen im nördlichen Westjordanland halten an Hoffnung fest

Im Rahmen des Besuchs des Ortes Zababdeh im nördlichen Westjordanland wurde deutlich, dass die Abriegelung der palästinensischen Gebiete durch Israel zu einer immer dramatischeren wirtschaftlichen Lage geführt hat. Viele Christen denken über Auswanderung nach. "Meine Mission ist es, hier zu sein und hier zu bleiben," bekennt hingegen der örtliche Pfarrer Elias Tahhan. 

Kardinal Woelki beim Besuch einer christlichen Gemeinde in Zababdeh im nördlichen Westjordanland (EBK)
Kardinal Woelki beim Besuch einer christlichen Gemeinde in Zababdeh im nördlichen Westjordanland / ( EBK )

Darin bestärkt wird er von den vielen Jugendlichen, die sich in der Gemeinde engagieren. Vor Ort gibt es ein Programm zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit, das vom Erzbistum Köln und dem DVHL unterstützt wird. Jugendliche äußerten im Gespräch mit dem Kardinal ihre Dankbarkeit, auf diese Weise eine neue Perspektive zu erhalten.

Angst vor der Hisbollah in Galiläa

Bei einem Besuch in Galiläa stand die Frage im Mittelpunkt, wie Menschen an der libanesischen Grenze mit der Bedrohung durch den Raketenbeschuss der Hisbollah umgehen. Die katholische Ordensschwester Monika Krämer berichtete, dass man sich an den ständigen Alarm gewöhnt habe, aber dennoch eine Eskalation befürchte. 

Gemeindeaktivitäten fänden im Schutzraum des Kindergartens statt. Bischof Rafic Nahra erläutert bei einem Treffen in Nazareth die allgemeine Situation der arabischen Christen in Israel. Arabische Israelis fühlten sich zwar gut integriert, aber doch nicht voll zugehörig. 

Seit dem 7. Oktober habe sich in Galiläa Misstrauen und Angst zwischen jüdischen und arabischen Israelis entwickelt – eine Entwicklung, die umgekehrt werden müsse, um ein friedliches Zusammenleben der beiden Gemeinschaften auch für die Zukunft zu garantieren.

Kardinal Woelki tief beeindruckt von Begegnungen

"Die Reise war gerade mit Blick auf die jungen Leute ermutigend," resümiert Kardinal Woelki. "Die Jugendlichen, die ich getroffen habe, glauben trotz der dramatischen Umstände an ihre Zukunft. Von Seiten unseres Erzbistums und des DVHL wollen wir dazu beitragen, dass eine neue Generation in der Lage ist, sich für Frieden, Menschenrechte und Menschenwürde einzusetzen."

Deutscher Verein vom Heiligen Lande

Seit mehr als 160 Jahren engagiert sich der Deutsche Verein vom Heiligen Lande (DVHL) für die Menschen im Nahen Osten – immer vor dem Hintergrund des interreligiösen Dialogs und friedenspolitischen Engagements. "Mit Erfahrung und Kompetenz sind wir auf einzigartige Weise im Nahen Osten präsent. Wir engagieren uns dort, wo Menschen konkrete Hilfe brauchen, und treten mit ihnen für eine bessere Zukunft ein." Im Spannungsfeld von Judentum, Christentum und Islam stehen sie für Verständigung, Versöhnung und Frieden.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
EBK