Kardinal Woelki: Anonyme Bestattung verhindert Gedenken

Kritik an Beerdigungstrends

Katholische Bischöfe haben zu einer bewussteren Auseinandersetzung mit dem Thema Tod aufgerufen. So wandte sich der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki gegen den Trend zu anonymen Bestattungen.

 (DR)

Wer sich so beisetzen lasse, sei "dem Gedenken der Gemeinschaft entzogen", sagte er am Samstag im RBB-Hörfunk. "Es gibt keinen Ort für das Grablicht", kritisierte der Berliner Erzbischof.
"Die Enkel wissen nicht, wo die Großmutter beerdigt ist. Sie können keine Blumen aufs Grab stellen und ihr, so wie früher, anvertrauen, was sie auf dem Herzen haben." Friedhöfe seien Spiegelbilder der Gesellschaft, betonte Woelki. Es sei ihnen anzusehen, ob sie ein Ort seien, "an dem Lebende und Tote sich treffen oder eine letzte Deponie".

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief dazu auf, den Tod nicht aus dem Leben zu verbannen. Wer dies tue, verdränge auch unwillkürlich die Kranken, vor allem die Sterbenden und die alten Mitmenschen aus seinem Bewusstsein. Er laufe auch Gefahr, das Leben "auszubeuten" und vielleicht rücksichtslos zu werden. Der Tod sei "in unserer Kultur auch immer Mahnung, zu einem gerechten, friedvollen und harmonischen Leben mit den Nächsten und mit Gott gewesen", betonte Schick.

Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit

Die ehrenamtliche Sterbebegleiterin und Autorin Christiane zu Salm bedauert beim Umgang mit dem Tod den Verlust einer Sterbekultur. "Wir haben vollkommen verlernt, dass hier auch eine Seele geht und nicht nur ein Körper", sagte zu Salm am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Früher habe man den Tod noch mehr akzeptiert, heute werde das Thema angesichts des medizinischen Fortschritts und zunehmenden Wohlstands stärker verdrängt, die Gesellschaft habe eine Sterbekultur "vollkommen verlernt".

Zu Salm betonte, die Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit, wie sie sie in ihrer Arbeit als ehrenamtliche Sterbebegleiterin erfahre, könne "eine wunderbare Erfahrung auch für den Lebenden sein". Ziel einer solchen Begleitung Todkranker sei es, den Menschen an ihrem Lebensende noch die Möglichkeiten zu geben, "dass in ihrem Inneren ein Raum entsteht, zu sich selber zu kommen. Frieden mit sich selber zu machen", sagte zu Salm. Am meisten habe sie dabei das oft geäußerte Bedauern über fehlenden Mut berührt.


Urne zu Hause (epd)
Urne zu Hause / ( epd )
Quelle:
KNA