Kardinal Schönborn: Rom sieht Pius-Brüdern nicht alles nach

Nicht "verhandelbar"

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat Papst Benedikt XVI. vor Kritik wegen der traditionalistischen Pius-Bruderschaft in Schutz genommen. Es sei "nicht so, dass Rom den Lefebvrianern einfach alles nachsieht", sagte Schönborn der "Passauer Neuen Presse". Bei den in den nächsten Tagen beginnenden Gesprächen im Vatikan werde den Pius-Brüdern sehr klar dargelegt werden, was für den Heiligen Stuhl nicht "verhandelbar" sei.

 (DR)

Dazu gehören nach Worten des Kardinals «wesentliche Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils, wie die Haltung zum Judentum, die Haltung zu den anderen nichtchristlichen Religionen, die Haltung zu den anderen christlichen Kirchen, die Haltung zur Religionsfreiheit als dem grundlegenden Menschenrecht».

Zur Motivation des katholischen Kirchenoberhaupts, in den Dialog mit den Lefebvre-Anhängern einzutreten, sagte Schönborn: «Papst Benedikt XVI. sieht es mit Recht als seine Pflicht an, für die Einheit der Kirche einzutreten. Nur das steht hinter seinen Bemühungen, eine Gruppe von Katholiken, die sich von der Kirche getrennt hat, wieder ins Boot zu holen.» Dass es im Zusammenhang mit der Pius-Bruderschaft im Vatikan zu «Fehlleistungen» gekommen sei, darauf habe Benedikt XVI. in seinem Brief an alle Bischöfe der Weltkirche selbst aufmerksam gemacht.

Die traditionalistische Piusbruderschaft wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) in der Schweiz gegründet. Die Priesterbruderschaft lehnt die Reformbeschlüsse der Zweiten Vatikanischen Konzils aus den 60er Jahren ab. Papst Benedikt hatte Anfang des Jahres die Exkommunikation der vier von Lefebvre ernannten Traditionalisten-Bischöfe, darunter der britische Holocaust-Leugner Richard Williamson, wieder aufgehoben. Dies hatte weitweit Empörung ausgelöst.