Kardinal Meisner zur Einweihung des Diözesanmuseums KOLUMBA

Modernes Terrain für den alten, ewig jungen Glauben an Jesus

Wer "Museum" hört, denkt an alte Dinge der Vergangenheit. Wenn ein Mensch als „museal“ definiert wird, ist das kein Kompliment, sondern es will ausdrücken: Er gehört ins Gestern oder gar ins Vorgestern, er ist also jemand, der gar nicht mitreden kann. Unser neues Diözesanmuseum macht nicht den Eindruck, als ob es ein Ort der Nostalgie und der Vergangenheit wäre.

Seit 1983 Kardinal: Erzbischof Joachim Meisner (DR)
Seit 1983 Kardinal: Erzbischof Joachim Meisner / ( DR )

Schon der äußere Bau des Schweizer Architekten Peter Zumthor reiht sich in die modernste Kölner Architektur ein und wird jetzt schon als ein bemerkenswertes Zeugnis architektonischer Gestaltung der Gegenwart bezeichnet. Das Haus ist gleichsam das Gehäuse für den Inhalt. In der Tat ist das Ensemble von Gehäuse und Inhalt in der deutschen Museumslandschaft einmalig.

Zum einen dürfen wir sagen: Wir bezeichnen das Diözesanmuseum gar nicht als Museum, sondern es trägt einen besonderen Namen, den wohlklingenden Namen KOLUMBA. Denn es ist in die zerstörte St. Kolumba-Kirche der Kölner Innenstadt hineingebaut, die zu den bedeutendsten Pfarrkirchen bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1942 gehörte. Zunächst hat man unmittelbar nach dem Krieg auf das Grundstück von St. Kolumba die so genannte Kapelle der Trümmermadonna gebaut, einen der meistbesuchten Gottesdiensträume in der Stadt Köln. Wer an St. Kolumba vorbeigeht, der geht meistens zu einem kurzen Besuch in die Kapelle der Trümmermadonna, also jener gotischen Marienplastik, die nach dem Krieg von dem reichen Schmuck an Plastiken der Kolumba-Kirche an einer Säule übrig geblieben ist. Diese Kolumba-Kapelle ist in die Architektur des neuen Museumsbaus mit einbezogen worden. Über der Kapelle ist im Gebäudekomplex selbst ein Rundbau geschaffen, in dem der erhaltene Kirchenschatz, d.h. Reliquien, Kelche, Monstranzen und anderes kostbares Altargerät, als Dauerausstellung präsentiert wird. Dieser Rundbau trägt den Namen „Armarium", das bedeutet soviel wie: Hier werden Zeugnisse des Glaubens zur Verehrung durch die Besucher aufbewahrt.

In den übrigen großen Sälen und Ausstellungsräumen wird dann Kunst präsentiert: alte und neue, die eine Einladung an die Besucher bedeutet, sich von den Kunstwerken anschauen und anfragen zu lassen. Hier stellen sich die Fragen, welchen Sinn wir unserem Leben geben, ob wir wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen. Darum ist KOLUMBA wieder, wie seit Jahrhunderten, auch als Museum ein Ort der Orientierung für den Menschen geworden. KOLUMBA wird immer wieder neue Ausstellungen zu bestimmten Lebensthemen veranstalten, und man kann nur wünschen, dass recht viele Menschen das KOLUMBA-Haus besuchen und die Informationen über die Sonderausstellungen zur Kenntnis nehmen.

Vielleicht werden manche fragen: Wie konnten wir denn ein so stattliches Haus errichten, das sicher nicht ganz billig gewesen ist, wo wir gerade im Projekt „Zukunft heute" eine große Sparaktion in der Erzdiözese Köln durchführen mussten? Darauf will ich gern eine Antwort geben: Seit über 150 Jahren gibt es den Verein für christliche Kunst, der ab 1853 Träger des Diözesanmuseums war. Als das Erzbistum Köln 1989 das Museum in seine eigene Trägerschaft übernahm, waren die Pläne für den Neubau bereits 15 Jahre alt. Jedoch wurden diese Pläne immer wieder zurückgestellt. Erst 1991 - nach der Prüfung verschiedener Standorte - gingen die Planungen dann weiter. 1994 haben wir schließlich das Trümmergrundstück der altehrwürdigen St.-Kolumba-Kirche erworben, um darauf bzw. darein in das noch vorhandene Mauerwerk das neue Museum zu errichten. So konnte auch die Kolumba-Ruine dauerhaft gesichert werden.

Als wir nach 27-jähriger Planungszeit im Jahr 2001 mit den Bauarbeiten beginnen konnten, war die Finanzierung des neuen Museums durch Baurückstellungen gesichert, die wir in den langen Jahren der Planung angespart hatten. So war sichergestellt, dass das Projekt angesichts sinkender Einnahmen nicht den laufenden Haushalt des Erzbistums belasten würde. Es sind dafür also keine Kirchensteuermittel verwendet worden.

Ich habe großen Wert darauf gelegt, die verantwortlichen Gremien in der Erzdiözese Köln zu informieren und ihr Urteil einzuholen. So haben die Mitglieder des Priesterrates des Erzbistums Köln, des Kirchensteuerrates und des Diözesanpastoralrates Besuche im bisherigen Diözesanmuseum am Roncalliplatz gemacht und sich dort über die Pläne, über die Absichten und über den Sinn eines neuen Museums informieren lassen. Wir haben in allen Gremien positive Zustimmung gefunden. Auch die Medien sind laufend informiert worden. Mir persönlich ging die Arbeit immer ein wenig zu langsam. Mein Traum ging dahin, dass wir das Diözesanmuseum KOLUMBA als Denkmal der Jahrtausendwende hätten einweihen können. Es sollte auch als ein solches Zeichen - selbst mit siebenjähriger Verspätung - gesehen werden.

Der alte, ewig junge Glaube an Jesus Christus betritt ein neues und modernes Terrain, um den Menschen des dritten nachchristlichen Jahrtausends mit der Fülle Christi in Berührung kommen zu lassen.


+ Joachim Kardinal Meisner
   Erzbischof von Köln