Ministerpräsident Rüttgers zur Einweihung des Diözesanmuseums Kolumba

"Das Fundament unserer Gesellschaft zeigen"

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat das neue Diözesanmuseum Kolumba in Köln als wichtigen Ort der Vermittlung von christlicher Kunst und Kultur gewürdigt. Es zeige den Menschen "das Fundament unserer Gesellschaft", sagte er am Freitag bei der feierlichen Einweihung des Gebäudes von Architekt Peter Zumthor. Das Museum über der kriegszerstörten Kirche Sankt Kolumba ist ab Samstag geöffnet.

Autor/in:
Viola van Melis
 (DR)

"Symbol der Verschmelzung"
"Nur wer seine Geschichte und Tradition mit ihren Werten kennt, ist auch in der Lage, Werte und neue Ziele für die Zukunft zu formulieren", so Rüttgers.

In dem Neubau spiegele sich das Zusammenspiel von kultureller Überlieferung und den Ansprüchen der globalisierten Welt, sagte Rüttgers. Baukunst und Kunstobjekt seien perfekt abgestimmt. "Man sieht, dass dieses Haus für seine Kunst errichtet worden ist." Der Architekt hatte bei der Präsentation des Hauses am Donnerstag betont, viele neue Museen seien Teil einer Marketingstrategie, der die Kunst untergeordnet sei. In Kolumba stünden die inhaltlichen und spirituellen Werte der Werke im Vordergrund.

Rüttgers hob auch die Geschichtsträchtigkeit des Ortes hervor, an dem das Museum errichtet wurde. "Für rund 1.000 Jahre war dieser Ort Heimat der katholischen Kirche Sankt Kolumba, bis sie den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer fiel." In den Fugen der alten Kirchenfragmente und den neuen Museumsziegeln träfen mehr als ein Millenium Kirchengeschichte auf gut 150 Jahre Museumsgeschichte. Das sei "ein Symbol für die Verschmelzung von christlicher Kirche und europäischer Kultur".

Presse-Präsentation am Donnerstag
Bereits am Donnerstag wurden die Innenräume und das Ausstellungskonzept der Presse präsentiert. "Kunst ist sinnlich. Das soll man hier wie bei einem Waldspaziergang erleben", sagte Museumsdirektor Joachim Plotzek dabei.

Der Besucher solle sich nicht Beschriftungsschildern gegenüberfühlen, sondern die Kunst direkt erleben. Dabei würden in den 22 Sälen Werke aus verschiedenen Jahrhunderten und Gattungen miteinander konfrontiert. Das Museum über der kriegszerstörten gotischen Kirche Sankt Kolumba präsentiert auf 1.600 Quadratmetern Werke von der Antike bis zur Gegenwart.

Die Museumssammlung umfasst mehrere 10.000 Objekte. Bedeutende Arbeiten daraus sollen ständig zu sehen sein wie die "Madonna mit dem Veilchen" von Stefan Lochner, das Erper Kreuz aus dem 12. Jahrhundert und die Blattgold-Wand "Bürgerliche Tragödie" von Jannis Kounellis von 1975. Andere Werke werden regelmäßig ausgewechselt. Die Eröffnungsschau zeigt "Crosses" von Andy Warhol, einen Reliquienklappaltar des 14. Jahrhunderts, die Skulptur "Blindenstab" von Rebecca Horn, das Gemälde "Spuren auf weißem Grund" von Antoni Tapies und ein Eichenholzrelief "Ecce Homo" des 16. Jahrhunderts.

Zumthor betonte, Kolumba stelle die Werke in den Vordergrund.
"Viele Museen sind heute Teil einer Marketingstrategie, der die Kunst untergeordnet ist. Man nennt das Bilbao-Effekt", kritisierte der Architekt. "Das ist hier anders. Man glaubt an die inhaltlichen und spirituellen Werte der Kunst." Die Architektur sei daher "nicht marktschreiend". Er habe viel Wert auf Materialien gelegt. Die Innenräume des Backsteinbaus sind mit hellgrau geputzten Wänden und hellen Böden schlicht gestaltet. Ein schwarz ausgestatteter Raum "Armarium" beherbergt den Kolumba-Kirchenschatz. Ein "Lesezimmer" in Mahagoniholz lädt zum Verweilen ein. Die von Zumthor gestalteten Sitzbänke, Vitrinensockel, Treppengeländer und Türen aus Holz und Leder passen sich in Beige-, Braun- und Rottönen farblich ein. Große Fenster lassen das Tageslicht herein.

"Eine Chance zur Verkündigung"
Der Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Schwaderlapp, hob das "missionarische Anliegen" des Museums hervor. Der Bau sei "eine Chance zur Verkündigung". Damit könnten Menschen erreicht werden, die nicht regelmäßig zur Kirche gingen. Das Bauprojekt kostete nach seinen Angaben 43,4 Millionen Euro. Das Erzbistum habe es aus Rücklagen finanziert, hob er hervor. 5 Millionen Euro gab das Land Nordrhein-Westfalen dazu. Die Kosten seien im Laufe der Planungen um fünf Prozent gestiegen. Das sei angesichts der Bauzeit "durchaus vertretbar", so Schwaderlapp. Grund seien die Verteuerung der Baumaterialien und die Mehrwertsteuererhöhung.

Der Generalvikar betonte mit Blick auf Kritik an der Höhe der Kosten, dass das Erzbistum jährlich 135 Millionen Euro für die Förderung von Kindern und Familien ausgebe.

Auf dem Gelände von Sankt Kolumba befand sich bis zum Baubeginn
2003 eine archäologische Grabungsfläche, die gotische Kirchenruine und die Kapelle "Madonna in den Trümmern" von Gottfried Böhm. Der Neubau übernimmt den historischen Grundriss der Vorgängerkirche, deren Geschichte bis in römische Zeit zurückreicht. "Madonna in den Trümmern" ist als Gotteshaus mit getrenntem Eingang erhalten geblieben. Das Oktogon der Kapelle ragt in die Grabungsfläche, die Teil des Museums ist, hinein. Die Neubaufassade in grauem Backstein lässt die gotischen Ruinenreste erkennen.