Nach den Worten des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx ist es Papst Franziskus in besonderer Weise gelungen, das entscheidende Zentrum des christlichen Glaubens freizulegen. Das sagte der Erzbischof von München und Freising am Sonntagabend im Münchner Liebfrauendom.
Er äußerte sich bei einem Gedenkgottesdienst für den am Ostermontag verstorbenen Papst, vor Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Religion. Bei allen Debatten in Kirche und Gesellschaft habe Franziskus immer wieder den Blick darauf gerichtet, worauf es wirklich ankomme, sagte Marx.
Bei der Trauerfeier auf dem Petersplatz sei wieder einmal deutlich gewesen, dass die Menschen dies verstanden hätten. Menschen aus aller Welt und aus den unterschiedlichen Konfessionen und Religionen hätten in ihm ein Zeichen der Hoffnung gesehen. Der Papst habe ganz nah bei den Menschen sein wollen, so Marx. Er habe den Osterglauben an den Auferstandenen mit seinem Engagement gegen die Nöte der Welt verbunden - egal ob bei gesellschaftlichen Fragen, beim Thema Frieden oder im Hinblick auf Umweltfragen.
Eine solche Stimme könnte fehlen
Auch wenn Franziskus nur für zwölf Jahre Papst gewesen sei, sei sein Pontifikat "ein großes" gewesen, das viel verändert habe. Obwohl er selbst in Rom während dieses Pontifikats auch dessen Turbulenzen miterlebt habe, so habe Franziskus in dieser Zeit viel in Bewegung gebracht, zeigte Marx sich überzeugt. Er habe keine Berührungsängste gehabt, sondern habe Brücken bauen und Zeichen des Zusammenhalts setzen wollen. Sein Tod sei ein Verlust für die Kirche und viele Menschen.
Er bete um einen guten neuen Papst, sagte Marx. "Viele, die die Kirche beobahten und vielleicht auch kritisch sehen, haben gespürt, dass etwas fehlen könnte, wenn solch eine Stimme nicht da ist." Es brauche aber eine solche Stimme des Friedens, die über Grenzen hinausgehe und keine politischen oder materiellen Interessen verfolge, sondern versuche, die ganze Menschheitsfamilie in den Blick zu nehmen.
"Bitten wir, dass uns ein solcher Mensch geschenkt wird und dass der Herr ihn in seiner Gnade dann begleiten möge", sagte der Erzbischof, der als Kardinal selbst an der Papstwahl teilnehmen wird.