Kardinal Marx warnt vor Nationalismus und rät zu Selbstkritik

"Keine Freude im Nationalismus"

Nationalismus führt zu Leid - davon ist Münchens Erzbischof Reinhard Marx überzeugt. Das sagte er bei einem Gottesdienst zur Erinnerung an einen von den Nazis getöteten Ordensmann. Und er mahnte zum Blick in den Spiegel.

Gottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx. / © Marko Orlovic (DBK)
Gottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx. / © Marko Orlovic ( DBK )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor dem Erstarken nationalistischer Kräfte weltweit gewarnt. 

Wenn solche Kräfte, die Unterdrückung statt Dialog einforderten, sich durchsetzten, führe das in der Konsequenz zu "Vergeltung und Rache, neuem Leid, neuen Kriegen", sagte der Erzbischof von München und Freising laut seiner Pressestelle am Sonntag bei einem Gottesdienst in der Münchner Jesuitenkirche Sankt Michael. 

Die Jesuitenkirche Sankt Michael in München / © silverfox999 (shutterstock)
Die Jesuitenkirche Sankt Michael in München / © silverfox999 ( shutterstock )

Die Zeit des NS-Regimes habe gezeigt, dass es "im Nationalismus, im Antisemitismus, im Rassismus keine Freude gibt, nur einen Triumph, der nicht nachhaltig ist", mahnte der Kardinal. 

Marx äußerte sich anlässlich des 80. Todestags des Jesuitenpaters Alfred Delp, der von den Nationalsozialisten wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime hingerichtet worden war. 

Appell zum Bezeugen der Freiheit 

Marx rief die Gläubigen dazu auf, in Nachfolge Delps zu "Zeuginnen und Zeugen der Freiheit" zu werden. Dabei gehe es "nicht um eine Gruppe oder eine Partei, sondern um das Denken aller Menschen, auch unser eigenes. Es kann auch in uns selbst stecken, Macht auszuüben und den anderen zu unterdrücken." 

Der Jesuitenpriester Alfred Delp (1907-1945), 1945 vor dem Volksgerichtshof in Berlin, rechts hinter ihm: Helmuth James Graf von Moltke / ©  epd-bild / SJ-Bild (epd)
Der Jesuitenpriester Alfred Delp (1907-1945), 1945 vor dem Volksgerichtshof in Berlin, rechts hinter ihm: Helmuth James Graf von Moltke / © epd-bild / SJ-Bild ( epd )

Um dem entgegenzuwirken, riet der Kardinal, "stets selbstkritisch zu bleiben. Dann werden wir immer wieder Wege finden, um zueinander Brücken zu bauen." Marx betonte, die "Erkenntnis, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind", sei "keine politische Erkenntnis", sondern gehöre vielmehr zum christlichen Glaubensbekenntnis. 

Alfred Delp, geboren 1907 in Mannheim und als Gymnasiast zum katholischen Glauben konvertiert, trat 1926 in den katholischen Jesuitenorden ein. Er wirkte unter anderem als Redakteur bei den "Stimmen der Zeit", der Monatszeitschrift der Jesuiten in München, und stand in Kontakt zur Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis". 

Im Juli 1944 wurde Delp, der nach dem Verbot der "Stimmen der Zeit" Kirchenrektor der Kirche Sankt Georg in München-Bogenhausen geworden war, verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Am 2. Januar 1945 richteten die Nazis den Ordensmann im Alter von 37 Jahren in Berlin hin. 

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising ist mit rund 1,45 Millionen Katholiken (Stand: Juni 2024) das größte unter den sieben bayerischen Bistümern und eine der bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern vorwiegend auf Oberbayern und ging hervor aus dem Hochstift Freising, das der heilige Bonifatius 739 errichtete. Nach der Säkularisation 1821 wurde der Bischofssitz nach München verlegt und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.

Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo (shutterstock)
Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo ( shutterstock )
Quelle:
KNA