Kardinal Marx warnt in Karfreitagsbotschaft vor weltlichen Ideologien

Gott nicht als Leerstelle begreifen

Der Tod Jesu am Kreuz bedeutet laut Reinhard Kardinal Marx nicht das Ende. Die Gesellschaft dürfe nicht beim Tod Gottes stehenbleiben, der sich mit dem Sterben Jesu am Kreuz vollziehe, erklärte der Erzbischof von München und Freising.

Reinhard Kardinal Marx bei einer Weihe (Archiv) / © Lukas Barth (KNA)
Reinhard Kardinal Marx bei einer Weihe (Archiv) / © Lukas Barth ( KNA )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat in seiner Botschaft zu Karfreitag davor gewarnt, die Leerstelle, die in einer Gesellschaft ohne Gott entstünde, durch weltliche Ideologien zu füllen. "Es wäre eine Leerstelle, wenn es nur beim Karfreitag bliebe. Denn dann hätten wirklich Gewalt und die Durchsetzung der Macht, auch mit ungerechten Mitteln, das letzte Wort."

Nach Ansicht von Marx ist die Gefahr, dass ein scheinbar abwesender Gott durch Verschwörungstheorien, Nationalismen, selbst gemachte Träume, Herrschaftsfantasien einer Klasse oder eines Volkes ersetzt wird, nicht gebannt: "Die Gefährdungen bleiben, und sie hängen zusammen mit der Vorstellung des gekreuzigten Gottes am Karfreitag, auf den dann eben kein Ostern folgt, keine Auferstehung, keine lebendige Erfahrung eines Gottes, der den Tod endgültig besiegt." Der Blick auf das Kreuz zeige, dass Gott in den Abgrund der Sünde der Welt hineingegangen sei - bis zum Tod. "Aber dieser Abstieg ist eben auch der Wendepunkt, der uns neu hoffen lässt."

"Wir sind nicht Gott!"

Eine Gesellschaft, die Gott als eine Leerstelle begreife, sei versucht, sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen und alles selbst machen zu müssen, gab der Kardinal zu bedenken. "Das ist ein Irrweg. Denn: Wir sind nicht Gott!" Marx spricht am Vormittag des Karfreitags (18. April) beim "Kreuzweg der Völker" auf dem Münchner Marienplatz. Nachmittags steht er der Feier vom Leiden und Sterben Christi im Münchner Liebfrauendom vor.

Reinhard Marx

Der Westfale Reinhard Marx (* 21. September 1953) ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising. Der damalige Papst Benedikt XVI. hatte Marx vom Bischofsstuhl in Trier nach Bayern befördert. Dass Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch als Ortsbischof nach nur vier Wochen in einem äußerst persönlichen Antwortschreiben nicht angenommen hat, zeigt die besondere Verbindung der beiden.

Reinhard Kardinal Marx
 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA