Kardinal Marx und Bedford-Strohm beim Papst

Große Sehnsucht nach Einheit

Zum ersten Mal waren der Vorsitzende der katholischen Bischöfe, Kardinal Marx, und der Ratsvorsitzende der EKD, Bedford-Strohm, gemeinsam bei einer Papstaudienz. Salesianerpater Dr. Norbert Hofmann mit seinen Eindrücken.

Papst Franziskus und EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strom / © L'Osservatore Romano (epd)
Papst Franziskus und EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strom / © L'Osservatore Romano ( epd )

domradio.de: Wie war die Atmosphäre bei dieser außergewöhnlichen Papstaudienz?

Dr. Norbert Hofmann (Salesianerpater und römisch-katholischer Diplomat): Die Atmosphäre war sehr gut und sehr herzlich. Der Papst ist sogar vom italienischen Manuskript abgewichen, hat den Ratsvorsitzenden angeschaut und gesagt: „Das ist ein Mann mit Feuer im Herzen“. Der Papst hat die neuste Ausgabe der Lutherbibel zum Geschenk bekommen, worüber er sich sehr gefreut hat. Man kann also sagen, dass dieser Besuch auch für Bedford-Strohm als voller Erfolg gewertet wird.   

domradio.de: Der Papst wird ja von beiden Kirchen eingeladen, anlässlich des Reformationsjubiläums nach Deutschland zu kommen. Wie stehen da die Chancen?

Hofmann: In der Pressekonferenz nach der Audienz hat Bedford-Strohm noch einmal deutlich gemacht, dass sie den Papst eingeladen haben, aber der Papst hat sich da noch nicht konkret geäußert. Er muss noch sehen, wie er diesen Besuch in Deutschland mit seinen Plänen für dieses Jahr vereinbaren kann.

domradio.de: Welche Bedeutung hat der Besuch in Rom für den ökumenischen Dialog?

Hofmann: Ich stelle eine ganz große Sehnsucht der evangelischen Kirche Deutschlands nach Einheit fest. Diese Sehnsucht wird von uns Katholiken und vom Papst geteilt. Man versucht ganz konkrete Schritte weiterzugehen, auch was die Anerkennung des Amtes betrifft. Vor allem wurde sowohl vom Papst wie von Bedford-Strohm erwähnt, dass es schmerzlich sei, wenn Eheleute in konfessionsverbindenden Ehen nicht gemeinsam zum Abendmahl bzw. zur Eucharistiefeier gehen können. Diese Probleme würden drücken und lasten und schürten die Sehnsucht. Deshalb will man konkret Gespräche über das Eucharistieverständnis angehen und versuchen, auch die Gespräche über das Amtsverständnis, die Ekklesiologie, die Struktur der Kirche, zu intensivieren.

domradio.de: Am Montagnachmittag werden der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm und der Ökumenebeauftragte Kurienkardinal Koch das urchristliche Gräberfeld unter der Basilika St. Peter besuchen. Was ist das Besondere an diesem Programmpunkt?

Hofmann: Das ist eines der ältesten, archäologischen Stellen in Rom. Es ist für uns Christen deshalb so bedeutsam, weil hier auch das Grab von Petrus zu finden ist. Nach der Führung werden Kurienkardinal Koch und der Ratsvorsitzende Bedford Strohm gemeinsam am Petrus-Grab beten. So etwas hat es zuvor noch nicht gegeben.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

 

Pater Norbert Hofman, SDB / © Christoph Kirzinger (privat)
Pater Norbert Hofman, SDB / © Christoph Kirzinger ( privat )
Quelle:
DR