Kardinal Marx spricht auf dem Anti-Missbrauchsgipfel in Rom

Nachvollziehbarkeit und Transparenz sind alternativlos

"Fehler und Irrtümer [...] aufdecken und sich dagegen wehren": Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Verwaltungsvorgängen in der Kirche hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Samstag gefordert.

Der Chicagoer Erzbischof Cupich (r), spricht mit Kardinal Marx beim Gipfeltreffen zum Thema Missbrauch  / © Alessandra Tarantino (dpa)
Der Chicagoer Erzbischof Cupich (r), spricht mit Kardinal Marx beim Gipfeltreffen zum Thema Missbrauch / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Bei der von Papst Franziskus einberufenen Internationalen Konferenz "On the Protection of Minors in the Church", die seit Donnerstag (21. Februar 2019) im Vatikan tagt und an der alle Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit teilnehmen, betonte Kardinal Marx: "Menschen, die mit einer transparenten Verwaltung zu tun haben, können Fehler und Irrtümer im Verwaltungshandeln aufdecken und sich dagegen wehren." Das sei insbesondere wegen der negativen Erfahrungen im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen wichtig.

Kardinal Marx hob hervor, dass sich das Handeln der Kirche in der Welt nicht strikt und alleine auf das Geistliche beschränken könne. "Ein Vernachlässigung des weltlichen Aspekts der Kirche und dessen eigener Gesetzmäßigkeiten würden der Wirklichkeit der Kirche nicht gerecht werden." Um alle Aufgaben, die sich aus dem Sendungsauftrag der Kirche ergeben, erfüllen zu können, brauche es eine funktionierende Verwaltung, "die sich am Ziel der Kirche orientieren muss und an der Leitlinie der Gerechtigkeit", so Kardinal Marx.

Sein eigenes Handeln vor anderen rechtfertigen

Die Macht der Verwaltung könne auch missbraucht werden. "Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Verwaltung ihre dienende Funktion für das Zusammenleben und Zusammenarbeiten unterschiedlicher Menschen für die Erreichung höherer Ziele vergisst." Der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, so Kardinal Marx, sei zu einem nicht geringen Teil auf den Machtmissbrauch im Bereich der Verwaltung zurückzuführen. "Verwaltung hat hier nicht dazu beigetragen, dass der Sendungsauftrag der Kirche erfüllt wird, sondern im Gegenteil, dass er verdunkelt, diskreditiert und verunmöglicht wird."

Gerade deshalb sei Nachvollziehbarkeit und Transparenz der Verwaltung alternativlos. Sie seien beständige Aufgaben, zu deren Erfüllung es hilfreich sein könne, sich auch von außerhalb der Kirche Unterstützung von entsprechenden Fachleuten zu holen, sagte Kardinal Marx. "Entscheidend ist dabei immer wieder die persönliche Haltung derer, die in der Verwaltung arbeiten und derer, die sie verantworten. Im Kern geht es um die Frage, inwiefern man bereit ist, sein eigenes Handeln vor anderen zu rechtfertigen und sich in gewissem Rahmen kontrollieren zu lassen."


Reinhard Kardinal Marx im Gespräch / © Markus Nowak (KNA)
Reinhard Kardinal Marx im Gespräch / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
DBK