Kardinal Marx sieht Energiedebatte als zu kurz gegriffen

"Atomfreier Strom macht noch keine Energiewende"

Die Debatte um die künftige Energieversorgung greift Kardinal Marx zu kurz: "Atomfreier Strom macht noch keine Energiewende." Die Wende könne auch nicht darin bestehen, "blind aus einer riskanten und letztlich unverantwortlichen Energieform zu fliehen". Heute haben die deutschen Bischöfe ein Expertenpapier zur Energiefrage vorgelegt.

 (DR)

Die öffentliche Diskussion in Deutschland leide unter einer Fixierung auf die Energieerzeugung, schreibt Marx in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Donnerstag). Nachdrücklich wandte sich der Kardinal gegen einen "sofortigen Ausstieg um jeden Preis". Für eine nachhaltige Lösung müssten die Risiken der alternativen Energien, das Problem des Energiemangels in den armen Ländern und der Klimawandel mitbedacht werden. Damit verbunden seien Gerechtigkeitsfragen, auch mit Blick auf die Wohlstandschancen künftiger Generationen. Insofern sei "in vielfacher Hinsicht ein Kurswechsel" erforderlich. Dazu gehöre die Bereitschaft jedes einzelnen, seinen Lebensstil zu verändern.



Der Ausstieg aus der Kernenergie sollte nach Ansicht von Marx "auf jeden Fall" mit einer "gleichzeitigen Abkehr von den fossilen Energieträgern erfolgen". Die Welt werde "mit Interesse verfolgen, ob es Deutschland als Hochtechnologie- und Industrieland gelingt, auf diesem Weg verantwortungsvoll voranzugehen". Ziel der Energiewende könne aber nicht sein, "sich moralisch hervorzutun".



Marx gehört der von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingesetzten Atom-Ethikkommission an, die am kommenden Montag ihren Bericht vorlegen wird. Unter dem Titel "Der Schöpfung verpflichtet" hat die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag ein Expertenpapier zur Energiefrage veröffentlicht.