Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht in Nachhaltigkeit eine entscheidende ökologische, ökonomische und auch politische Dimension der gegenwärtigen Zeit.
Mit Sorge blicke er auf eine zunehmende Aushöhlung demokratischer Prinzipien, auf politische Kurzatmigkeit und nachlassende Anstrengungen beim Klimaschutz, sagte der Erzbischof von München und Freising am Montag anlässlich der Eröffnung des Campus Sankt Michael in Traunstein. "Da müssen unsere Politiker wach werden. Und wir alle dürfen nicht die Segel streichen, sondern müssen dranbleiben!"
Es sei entscheidend, auf eine Gesellschaft hinzuwirken, in der das Weltgemeinwohl im Mittelpunkt stehe, betonte Marx. Die Armen dürften nicht an den Rand gedrängt werden, die Mächtigen sich allein nicht durchsetzen. Der Campus Sankt Michael zeige beispielhaft, wie sich Kirche gemeinsam mit der gesamten Gesellschaft auf den Weg mache, um Zukunft positiv zu gestalten.
Mit diesem mache die Erzdiözese das Studienseminar Traunstein zu einem offenen und innovativen Bildungscampus mit vielfältigen kirchlichen Angeboten. Diese reichten von der frühkindlichen Förderung über einen Kindergarten und ein Jungeninternat bis zur Erwachsenenbildung.
Wegweisendes Projekt
Mithilfe der Kirchensteuer sei ein Projekt finanziert worden, das in ökologischer wie sozialer Hinsicht wegweisend sei für die gesamte Gesellschaft, zeigte sich der Kardinal überzeugt. Auf dem Campus versammelten sich Menschen, "die Lust haben, etwas zu ermöglichen und die gerne Christinnen und Christen sind".
Es handle sich um einen Platz für viele, die vernetzt seien in die ganze Gesellschaft und die eine gemeinsame Vision hätten: "Das ist Kirche, wie ich sie mir wünsche!" Es gehe darum, nicht rückwärtsgewandt zu jammern, dass alles einmal besser gewesen sei, sondern das anzunehmen, was jetzt dran sei.
Christinnen und Christen dürften im Einsatz für eine nachhaltige Gesellschaft nicht nachlassen, betont Marx: "Wir stehen an einem Scheideweg. Wir sind nicht Gott, sondern Gott ist der Schöpfer aller Menschen. Das ist eine Botschaft, die uns zusammenführt und mit der Schöpfung verbindet."
Im Rahmen der Feierlichkeiten segnete der Kardinal das in Lehmbauweise errichtete zentrale Campusgebäude sowie das Internatsgebäude aus Holz. Die Kosten dafür betrugen der Mitteilung zufolge rund 35,5 Millionen Euro. Beide Häuser hat die mehrfach ausgezeichnete Architektin Anna Heringer entworfen. Sie ist Inhaberin eines Unesco-Lehrstuhls und bekannt für Projekte in nachhaltiger Bauweise, die weltweit zu finden sind.
Areal von 44.000 Quadratmetern
Der von der Erzdiözese München und Freising weiterentwickelte Campus umfasst den Angaben zufolge ein Areal von 44.000 Quadratmetern. Auf dem Gelände wurden drei neue Gebäude errichtet: zuletzt das zenrale Lehmhaus sowie im vergangenen Jahr der Wohntrakt des Studienseminars. Bereits 2021 war der Neubau für den Kindergarten Sankt Oswald fertiggestellt.
Für 2027 ist der Sanierungsabschluss des historischen Seminar-Altbaus sowie die Fertigstellung der Außenanlagen geplant. Die Angebote an diesem Bildungsstandort richten sich an Kinder, Jugendliche und Familien.