Kardinal Lehmann warnt Medien vor Selbstüberschätzung

Die Suche nach dem Sinn

Kardinal Karl Lehmann hat die Medien vor Selbstüberschätzung gewarnt. Manche Medien sähen sich selber als Sinnstifter und würden von manchen Zuschauern auch gerne so verstanden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz in einem Interview der neuesten Ausgabe des "Medium Magazins". Sie seien aber nur Instrument und Vermittler von Inhalten und Konflikten. Dabei könnten sie zur Orientierung und Identitätsbildung beitragen. "Die Medien berichten über die Suche nach Sinn. Die Kirche aber bietet eine Antwort: Jesus Christus", betonte er.

 (DR)

Medien zur Achtung der Privatsphäre aufgefordert
Kirche und Journalisten könnten viel voneinander lernen, fügte der Mainzer Bischof hinzu. Kritische Berichte über die Kirche könnten beispielsweise davor bewahren, "betriebsblind zu sein". Andererseits sollten beide Seiten ihr eigenes Profil behalten und sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren, mahnte der Kardinal. "Die Kirchenvertreter sind nicht die besseren Journalisten, und die Journalisten sind nicht die besseren Prediger", sagte er.

Lehmann mahnte die Medien zur Verantwortung und zur Achtung der Privatsphäre. Zum Einsatz so genannter Leser-Reporter durch die "Bild"-Zeitung sagte er, auch sie müssten die Privatsphäre achten. Er halte nichts von "Pseudo-Journalismus, der bewusst Tabus bricht und Menschen - auf beiden Seiten der Kamera - in Situationen bringt, die mit einer glaubwürdigen und verantwortungsvollen Berufsethik nichts zu tun hat".

Der Kardinal äußerte sich auch zur Frage, ob hohe Kirchenvertreter für Boulevard-Zeitungen schreiben sollten, die sich immer wieder über ethische Standards hinwegsetzten. Die Kirche müsse auch den Kontakt zu denjenigen suchen, "die wir über unsere eigenen Medien nur schwer erreichen", so Lehmann. Deshalb könne er an einer solchen Medienpräsenz nicht schlechtes finden. Andererseits dürfe die Kirche sich aber auch nicht vereinnahmen und verbiegen lassen.