Kardinal Krajewski verurteilt die Parole "Polen den Polen"

Deutliche Worte aus dem Vatikan

Tausende Polen demonstrierten jüngst gegen die Aufnahme von Migranten. Ein polnischer Kurienkardinal widerspricht ihnen und bezeichnet den Kampf gegen Flüchtlinge als unchristlich. Auch ein anderer Kardinal übt Kritik.

Polen, Nadarzyn: Ein Kind sitzt mit einem Baby im Arm in einem Haufen von Decken in einem Flüchtlingszentrum / © Petr David Josek (dpa)
Polen, Nadarzyn: Ein Kind sitzt mit einem Baby im Arm in einem Haufen von Decken in einem Flüchtlingszentrum / © Petr David Josek ( dpa )

Der polnische Kurienkardinal Konrad Krajewski hat Proteste gegen Migranten in seinem Heimatland verurteilt. Die Forderung "Polen den Polen" bedeute, "es gibt keinen Platz für Jesus", sagte er bei einer Messe in Rom für die polnischen Teilnehmer des katholischen Weltjugendtreffens. Jesus habe selbst als Flüchtling in Ägypten Zuflucht gesucht und sei nicht abgewiesen worden.

Kardinal Konrad Krajewski, Almosenpfleger Seiner Heiligkeit, bei einem Gottesdienst für den emeritierten Papst Benedikt XVI. am 30. Dezember 2022 in der Lateranbasilika in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Konrad Krajewski, Almosenpfleger Seiner Heiligkeit, bei einem Gottesdienst für den emeritierten Papst Benedikt XVI. am 30. Dezember 2022 in der Lateranbasilika in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Kardinal Konrad Krajewski

Das zentralpolnische Erzbistum Lodz veröffentlichte am Donnerstagabend ein Video von Krajewskis Predigt. Die Kundgebungen vor zwei Wochen in vielen polnischen Städten hätten ihn schwer getroffen, so der Leiter des päpstlichen Wohltätigkeitsdienstes. Zu den Protesten gegen die Aufnahme von Migranten hatte die rechtsextreme Partei Konföderation aufgerufen. Ihr Präsidentschaftskandidat Slawomir Mentzen hatte im Mai knapp 15 Prozent der Stimmen erhalten.

"Polen nach Polen"

Krajewski verwies darauf, dass zehn Millionen Polen im Ausland lebten. Allein eine Million davon seien nach Chicago gegangen, um dort ihr Brot zu verdienen, und sie seien in der US-Metropole akzeptiert worden. "Und in all diesen Ländern könnten sie sagen: 'Polen nach Polen', Italien ist für Italiener und Amerika ist für Amerikaner. So kann man sprechen, wenn man die Logik der Welt anwendet, aber nicht die Logik des Evangeliums", so der Kardinal.

Er betonte, der Petersplatz im Vatikan sei von zwei Säulengängen umgeben; sie symbolisierten die Arme Christi, der alle willkommen heiße. Papst Franziskus (2013-2025) habe dort Duschen und einen Friseursalon für Obdachlose einrichten lassen und ihnen kostenlos Medikamente aus der Vatikanapotheke bereit gestellt. So solle die Würde der Menschen wiederhergestellt werden. Die Kirche schließe keine Menschen aus, bekräftigte Krajewski.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell viel Einfluss. Das hat auch historische Gründe:

Spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts, als die drei Nachbarmächte den polnischen Staat für 123 Jahre ganz auflösten, gilt die Kirche als Bewahrerin der nationalen Identität. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )

"Christentum ist keine Stammesreligion"

Zuvor hatte bereits der Erzbischof von Lodz, Kardinal Grzegorz Rys, Hass und "Angst vor Fremden" deutlich kritisiert. Die katholische Kirche lehre, "dass jeder Mensch das Recht hat, sich einen Ort zum Leben auszusuchen" und dort in seinem Glauben und seiner Kultur respektiert zu werden, betonte er in einem Hirtenbrief, der in den Kirchen seines Erzbistums verlesen wurde. Und: "Das Christentum ist keine Stammesreligion."

Quelle:
KNA