DOMRADIO.DE: Wie sieht Ihr Kloster in Velp aus? Ist es ein richtig alter Bau mit dicken Mauern, kleinen Zellen und großem Garten?
Bruder Christophorus Goedereis (Kapuziner im Emmaus-Kloster Velp, Niederlande): Außer den kleinen Zellen stimmt alles. Das Gebäude ist in der Tat ein sehr altes, typisches Kapuzinerkloster. Wie man sich so ein Kloster vorstellt: ein viereckiges Gebäude mit einem Kreuzgang, damals mit sehr kleinen Zellen für bis zu 30 Brüder. Heute sind aus den 30 Zellen zwölf geworden. Jeder hat ein ordentliches Zimmer, sogar mit Dusche und WC dabei.

DOMRADIO.DE: Von 1645 bis 2014 war dieses Kloster belebt. Was war los in den letzten Jahren? Stand es leer?
Bruder Christophorus: 2014 haben die letzten niederländischen Brüder das Kloster verlassen. Dann stand es ein paar Jahre mehr oder weniger leer. Es gab ein paar Initiativen, die versucht haben, das Kloster neu zu beleben. Die sind aber alle im Sande verlaufen. In den letzten Jahren hat eine soziale Einrichtung das Kloster aufrecht gehalten. Das Kloster ist nach wie vor so erhalten, wie die Kapuziner es 2014 verlassen haben.
DOMRADIO.DE: Jetzt zieht eine bunte Gemeinschaft ein: Bruder Theo aus den Niederlanden, Bruder Christi und Bruder Vincent aus Indien, Bruder William aus Tansania und Bruder Egidius aus Indonesien. Wer hat diese Gruppe zusammengestellt?
Bruder Christophorus: Wenn wir etwas Internationales im Orden machen, wie zum Beispiel dieses "San Lorenzo Projekt", laufen diese internationalen Geschichten alle über unsere Generalkurie in Rom. Ich telefoniere mir nicht die Finger wund und suche auf der ganzen Welt Brüder, sondern der Generalminister, der Leiter des Gesamtordens weltweit, hat mir gesagt, du kannst die Ordensprovinzen in Indien, Indonesien und Tansania anrufen. Die sind informiert und werden dir Brüder nennen und dann kannst du mit den Brüdern ins Gespräch gehen.
Dann habe ich nach und nach mit jedem via Zoom den Kontakt gesucht. Nachdem alle feststanden, haben wir uns in Videokonferenzen zweimal im Monat getroffen, um uns online kennenzulernen, inhaltlich vorzubereiten, was zu erzählen. Am 14. Januar sind drei von den Vieren, die aus fernen Ländern kommen, in Amsterdam aus dem Flugzeug gestiegen. Da haben wir uns zum ersten Mal live gesehen.
DOMRADIO.DE: Der letzte kommt im Februar. Wie geht es dann los?
Bruder Christophorus: Dieses Haus, wo wir hier leben, hat seit Ende der 70er Jahre ein kleines Gästehaus dabei. Das Ganze liegt in wunderbarer Landschaft und lädt einfach ein, zu sich selber und im besten Falle zum lieben Gott zu kommen. An unserem Haus führen zwei Pilgerwege vorbei, selbst in den säkularisierten Niederlanden ist das Pilgern wieder Mode geworden, sodass wir automatisch Menschen haben, die hier vorbeikommen und an diesem besonderen Ort übernachten wollen.

Die bleiben für ein, zwei Tage und nehmen an unserem Leben teil. Auf lange Sicht wollen wir hier ein eigenes Programm für Menschen aufbauen, die nach spiritueller Orientierung suchen, für die sogenannten Sinnsucher.
DOMRADIO.DE: Sie leben seit 2022 in Velb bei den Niederländern. Freuen die sich, dass Sie das Kloster wiederbeleben oder ist ihnen das egal?
Bruder Christophorus: Das Interessante ist, dass wir hier auf sehr viel Interesse stoßen. Die Brüder waren kaum hier, da waren wir schon zweimal im Fernsehen und die Zeitungen haben sich hier die Klinke in die Hand gegeben. Auf der einen Seite sind die Niederlande viel stärker als Deutschland säkularisiert und vor allem entkirchlicht. Wir haben hier ungefähr anderthalb Generationen ohne kirchlichen Bezug. Der Kirchenbesuch liegt bei unter einem Prozent in der katholischen Kirche.
Gleichzeitig, so sagen die Soziologen, sind die Niederländer eines der europäischen Völker mit den meisten Sinnsuchern. Auf der einen Seite scheinen Religion und Kirche völlig out zu sein und auf der anderen Seite gibt es ein großes Interesse. Viele Menschen in der Gegend kennen die Kapuziner noch. Wir gehen bewusst im Ordenskleid nach draußen und es vergeht eigentlich kein Tag, wo wir nicht die tollsten Zufallsgespräche und Zufallsbegegnungen auf der Straße haben.

DOMRADIO.DE: Das ist ein schönes Fundament. Worauf freuen Sie sich am meisten in der nächsten Zeit?
Bruder Christophorus: Ich freue mich erst mal, dass es nach einer mehrjährigen Vorbereitung jetzt konkret losgeht, dass die Brüder da sind, dass wir als Gemeinschaft zusammen sitzen, beten, essen, uns austauschen. Wir müssen unseren Stil und unseren Modus finden, miteinander zu beten, um dann nach und nach uns zu öffnen und Gäste an unserem Leben teilnehmen zu lassen.
Das Interview führte Heike Sicconi.