DOMRADIO.DE: Sie sind Priester in der Gemeinde St. Johann in Saarbrücken und werden in der Nacht von Montag auf Dienstag mit einigen Jugendlichen zur Springprozession nach Echternach pilgern. Wie groß ist die Vorfreude?

Kaplan Christian Jager (Kaplan in der Saarbrücker Pfarrei St. Johann): Die Vorfreude ist sehr groß – besonders, weil einige zum ersten Mal dabei sein werden. Wir freuen uns auf die gemeinsame Nachtwanderung und natürlich darauf, die einzigartige Springprozession in Echternach mitzuerleben.
DOMRADIO.DE: Mit wie vielen Jugendlichen machen Sie sich auf den Weg?
Jager: Wir starten mit etwa 15 Jugendlichen aus Saarbrücken und schließen uns unterwegs einer weiteren Gruppe an. Insgesamt werden wir dann rund 50 Personen sein. Darüber hinaus reisen noch viele andere Jugendgruppen aus dem Bistum Trier an. Es wird also wieder eine große Gemeinschaft junger Pilger vor Ort sein.
DOMRADIO.DE: Die sogenannte "Route Echternach" beginnt Montagabend. Sie wandern durch die Nacht und erleben dann als Höhepunkt die Springprozession am Dienstag. Beschreiben Sie doch mal den Weg dorthin.
Jager: Aus Saarbrücken fahren wir zunächst ein paar Kilometer mit dem Zug. Nachdem sich die Gruppe formiert hat, geht es mit dem Bus weiter Richtung luxemburgische Grenze. Von dort wandern wir etwa zwölf Kilometer durch die Nacht – durch den Wald, durch die Natur. Die Gegend rund um Echternach ist wirklich schön, auch wenn man in der Dunkelheit natürlich nicht alles sieht.
Auf dem Weg gibt es verschiedene Stationen mit spirituellen Impulsen. Wir beten, singen und gestalten die Wanderung ganz bewusst als Wallfahrt.
DOMRADIO.DE: Es handelt sich also nicht einfach nur um eine nächtliche Wanderung. Was genau passiert an den Stationen?
Jager: Wir halten regelmäßig an, es gibt kurze Impulse, manchmal auch Lieder oder Gespräche. Die Jugendlichen können sich austauschen. Viele kennen sich vorher nicht, das macht den Austausch umso spannender. So wächst die Gemeinschaft unterwegs ganz natürlich zusammen.
DOMRADIO.DE: Das große Ziel ist die Echternacher Springprozession, eine jahrhundertealte Tradition zu Ehren des Heiligen Willibrord. Und da wird tatsächlich gesprungen. Wie läuft das genau ab?
Jager: Man stellt sich vor der Basilika auf – wir Pilger bekommen dann eine Musikgruppe zugeteilt. Dann beginnt der Zug. Zu einer Art Polka-Melodie springt man im Takt von einem Bein aufs andere, immer geradeaus durch die Altstadt. Wenn es eng wird, springt man eben auf der Stelle. Die Prozession endet in der Basilika, wo die letzten Meter bis zum Grab des Heiligen Willibrord ebenfalls springend zurückgelegt werden.
DOMRADIO.DE: Geht das nicht ganz schön in die Beine?
Jager: Es ist tatsächlich nochmal eine letzte Herausforderung, aber die Musik trägt einen regelrecht mit. Und man springt nicht die ganze Zeit, zwischendurch wird auch gegangen. Das macht es gut machbar.
DOMRADIO.DE: Wie fühlt es sich an, wenn man am Ziel angekommen ist? Was bewirkt diese Prozession bei den Teilnehmenden?
Jager: Erstmal ist es ein Gefühl der Erleichterung: Wir haben es geschafft, sind an diesem besonderen Ort angekommen und erleben gemeinsam diese außergewöhnliche Tradition. Aber vor allem ist es aber das Gemeinschaftsgefühl, das trägt. Wir haben gemeinsam etwas erreicht.
DOMRADIO.DE: Wie klingt der Tag in Echternach aus? Gibt es noch Begegnungen mit anderen Gruppen?
Jager: In Echternach ist an diesem Tag richtig viel los. Es gibt ein Fest, man kann noch etwas Zeit miteinander verbringen. Die Stimmung ist besonders feierlich und lebendig. Aber natürlich freuen wir uns auch, wenn wir Dienstagabend wieder nach Hause kommen. Nach einer durchgewanderten Nacht ist man dann doch ziemlich müde.
DOMRADIO.DE: Das Wetter soll wechselhaft werden, aber das schreckt Sie nicht ab?
Jager: Nein, das wird uns nicht aufhalten.
Das Interview führte Carsten Döpp.