Kapitelsamt im Kölner Dom

Fünfter Fastensonntag

DOMRADIO.DE übertrug am fünften Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Thomas Weitz. Unter der Leitung von Patricia Langenmantel und Oliver Sperling sang der Mädchenchor. An der Orgel: Winfried Bönig.

Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © SmallWorldProduction ( shutterstock )

In seiner Predigt ging Domkapitular Thomas Weitz, ausgehend vom Tagesevangelium, auf den Ausdruck "Das stinkt mir" ein, der dazu verwendet werde, wenn Menschen etwas nicht gefällt und sie es gern vermeiden würden. Auch über Larzarus werde gesagt, dass sein Leichnam schon rieche, da er schon vier Tage tot sei. Weitz erinnerte an die damalige jüdische Auffassung, dass die Seele nach dem dritten Tag endgültig in das Totenreich eingehe. Marta, die Schwester des Larzarus, wisse, dass es den Tod gibt und mit ihm auch den letztendlichen Verfall der ganzen Welt.

Dass Jesus Larzarus auferwecke, sei ein Zeichen dafür, was in der Endzeit einmal geschehen werde, die aber nicht völlig jenseitig sei, sondern schon heute in der Begegnung mit Jesus beginne. Und es sei auch ein Zeichen, das bereits auf Ostern hindeute, den endgültigen Sieg des Lebens über den Tod. In diesem Kontext erinnerte Weitz auch an die Lesungen des Sonntags, wenn es etwa im Buch Ezechiel heißt: "Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf." Gott, so Weitz weiter, stinke auch etwas – nämlich alles, was nicht in seinem Geist geschehe.

Weitz schloss seine Predigt mit dem Aufruf, umzukehren und sich zum Leben führen zu lassen und nicht dort zu bleiben, wo Gottes Geist nicht lebendig sei. Nur dann hätten Christen eine Botschaft, die es wert sei, verkündet und gelebt zu werden.


Auferweckung des Lazarus / © Caravaggio
Auferweckung des Lazarus / © Caravaggio

„Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen.“ (Joh 11, 17)

Impuls zum Evangelium Joh 11, 1-45 von Christian Schuler

Wenn einer stirbt, der uns nahestand, sind wir erschüttert, nicht nur seinetwegen, sondern auch unseretwegen. Wir erkennen in ihm plötzlich und ungeschminkt, dass wir selbst sterben müssen. Wir erinnern uns an die Zeit, die wir mit dem Gestorbenen erlebt haben, und erkennen: Es ist unwiderruflich vorbei. Was geschehen ist, können wir nicht mehr ändern. So gesehen können wir sagen: Mit dem Sterbenden wird ein Teil von uns selbst begraben. Daher unser Schmerz und unsere Trauer, die immer auch eine Trauer über uns selbst ist.

Das Sterben und Sterbenmüssen ist aber nicht das Schlimmste. Das Schlimmste ist das Gefühl, nicht gelebt zu haben, die Talente, die einem anvertraut waren, vergraben zu haben, am Leben der anderen nicht genug Anteil genommen zu haben, einer Illusion von sich selbst gefolgt zu sein. Das ist der Tod schon zu Lebzeiten. Jeder Sterbefall, der uns nahegeht, stellt uns die Frage: Was ist meine Aufgabe im Leben? Was ist meine »Berufung«? Wobei Berufung immer ein bisschen zu groß klingt, ein wenig nach spektakulärer Bekehrung und unvergänglichen Taten, nach etwas Narzisstischem im Grunde. Vorsicht also vor dem Wort Berufung! Wir sollen ja unsere Sehnsucht nicht schon mit Glauben verwechseln, sondern lernen, im Bewusstsein unserer Begrenztheit tätig zu werden.

Irdischer, jesuanischer wäre also vielleicht die Frage: Was sind meine Talente? Und wo vermag ich das, was ich gut kann, anwenden zum Nutzen anderer? Denn nicht alles werden wir schaffen, was wir uns vornehmen. Immer wird es Dinge geben, die wir versäumen. Vollkommenheitsträume von sich selbst und vom Leben an sich zu begraben, auch das gehört zum Tod, der mitten im Leben ist, und zum Leben, das den Tod überwindet.

Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, März 2023, www.tedeum-beten.de