Kapitelsamt im Kölner Dom

Vierter Adventssonntag

DOMRADIO.DE übertrug am vierten Adventssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Markus Bosbach. In seiner Predigt ging Bosbach auf das Glaubensvorbild des Josefs ein, der Maria und das Jesus Kind annahm.

Blick auf den Kölner Dom / © SSKH-Pictures (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © SSKH-Pictures ( shutterstock )

Die Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane sang die Missa "Dixit Maria" von Hans Leo Hassler. An der Orgel: Winfried Bönig.

Zu Beginn seiner Predigt stellt Domkapitular Bosbach einen modernen Josef vor, dessen Geliebte Marie ebenso ein Kind erwartet. Der moderne Josef ist Ende zwanzig, gut ausgebildet und startet über Praktika in seine Karriere. Die Frage: Wie würde sich heute ein solcher moderner Josef verhalten. Dem gegenüber stellt Bosbach den biblischen Josef. Den Josef aus dem Evangelium, das an der heutigen Stelle kein Tagebuch des Josef sei oder nostalgische Erinnerung, sondern eine Frohe Botschaft" für uns.

Josef kennt Maria lang genug, um zu wissen, dass er ihr vertrauen kann und ruht eine Nacht über seine Entscheidung, Maria zu verlassen. Das sei immer gut und für Gott eine Möglichkeit, einen Boten zu senden. In dieser Nacht versteht Josef, dass Gott am Werk ist und versteht diese Frohe Botschaft. Er versteht, so Bosbach, dass das "Fürchte dich nicht" jedem gilt und eine Grunderfahrung des Glaubens ist. Darauf will Gott aufbauen, wenn er nun den Retter schickt, der Heil in die heillose Welt bringt. Dies sei die Botschaft, die wir Christen unserer Mitwelt in der heutigen Zeit schuldig seien, sagt Bosbach: Gott macht ernst. Gott ist mit uns!

Vierter Advent (KNA)
Vierter Advent / ( KNA )

Zum vierten Adventssonntag

Manchmal wünschen wir uns genau das – einen spektakulären Fund in einer vergessenen Höhle im Heiligen Land oder einem sehr geheimen Geheimfach im hintersten Winkel einer verfallenen, von unbesiegbarer Natur überwucherten Bibliothek: Das Leben Jesu, wie es wirklich war. Wo ist er denn nun tatsächlich geboren, was hat er bis zu seinem öffentlichen Wirken gemacht, und haben der kleine Täufer und er oft zusammen gespielt? Auf Videos und Tonaufzeichnungen müssen wir ja definitiv verzichten, aber ein paar Tagebuchfragmente, Zeilen einer Autobiografie auf brüchigem Pergament, das wäre doch schön.

Die biblischen Evangelien betonen allerdings nicht, dass Jesus schrieb; das eine Mal, wo es erzählt wird, schreibt er in den Sand. Was also wird aus unserem Wunsch nach „Fakten, Fakten, Fakten“, nach „authentischem Material“, wie man so sagt? Die Lesungen des heutigen Adventssonntags antworten auf andere Fragen, auf die Frage nach dem innersten Sein und der Sendung Jesu. Öffnen wir uns dem zarten und dichten Gewebe ihrer Antworten und trauen wir ihm zu, dass es auch unsere Fragen trägt: Heilige Schrift.

Susanne Sandherr. Aus: Messbuch 2023, Butzon & Bercker