Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt hier nachhören

21. Sonntag im Jahreskreis

Das domradio übertrug am 21. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Dompropst Norbert Feldhoff war Zelebrant und Prediger. Die musikalische Gestaltung übernahm der Kölner Domchor. Unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich sang der Chor die "Missa brevis in G", op. 151 von Josef Rheinberger. Die Orgel spielte Domorganist Winfried Bönig.

 (DR)

Gott will das Heil aller Menschen. Weder gehören wir als Christenheit automatisch so zu ihm, dass wir uns unseres Heiles sicher sein dürften, noch ist ein Mensch prinzipiell ausgeschlossen, weil er einer anderen Religion oder Weltanschauung angehört. Und doch dürfen wir auf Gottes Heilszusage in Christus vertrauen. So stehen wir in der Spannung: Einerseits kann sich keiner das Heil verdienen, alle müssen es sich schenken lassen. Andererseits darf das kein Vorwand sein, die Hände in den Schoß zu legen. Wer jedoch letztlich zum Reich Gottes gehört, das anzukündigen Jesus nicht müde wurde, kann kein Mensch aus irdischen Anzeichen erkennen. Dieses Urteil müssen wir Gott überlassen.

Evangelium
Jesus hat seinen Zeitgenossen das Reich Gottes angekündigt und sie zur Umkehr gerufen. Aber wie groß ist überhaupt die Chance hineinzugelangen? Das möchte ein Jünger wissen. Jesus antwortet auf diese Frage nicht direkt. Wenn er eine große Zahl nennen würde, dann könnte der Jünger das Gelingen zu selbstverständlich voraussetzen. Würde er eine zu kleine Zahl ansetzen, verlöre der Frager vielleicht den Mut. Stattdessen betont Jesus, wie wichtig es ist, sich mit ganzer Kraft um das Reich Gottes zu mühen.

Erste Lesung
Jene Juden, die aus dem babylonischen Exil wieder nach Jerusalem zurückgekehrt waren, mussten in ihrer Heimat erst wieder neu zu ihrer Identität finden. Man konzentrierte sich daher auf sich selbst und neigte dazu, sich von anderen abzugrenzen. Vielleicht war das in dieser Situation ein notwendiges Durchgangsstadium. Aber der Prophet, der hier schreibt, (Tritojesaja, d.h. der dritte Jesaja) lehnt eine prinzipielle Abgrenzung von anderen Völkern ab. In diesen Versen kurz vor Ende des Buches weitet er die Vorstellung vom erwarteten Heil aus: Die Frommen aller Völker werden zum heiligen Berg Zion, also nach Jerusalem, pilgern und dort Gott verehren, der der Gott aller Menschen ist. Entsprechend nennt der Prophet diese fremden Frommen „eure Brüder".

Zweite Lesung
Menschen, die von einem Unglück getroffen werden, fragen oft: Warum ich? Wie kann Gott das zulassen? Sie ziehen manchmal den falschen Schluss, ihr Unglück bedeute, dass Gott sie nicht mehr liebe. Der Hebräer-Brief erinnert Christen in Bedrängnis an einige Verse aus dem Buch der Sprüche, in dem praktisch-weltliche Weisheit gesammelt ist. Hier werden sie als „Sohn" angesprochen und daran erinnert, dass auch sie selbst als Väter und Mütter ihre Kinder manchmal streng erziehen müssen. Denn nicht Strenge sei das Gegenteil von Liebe, sondern Gleichgültigkeit. Die Verse sind keine Anleitung zur Kindererziehung, sondern gehen vom damals Üblichen aus, um daran deutlich zu machen: Auch wenn es euch jetzt schlecht geht, fehlt euch die Liebe Gottes nicht, im Gegenteil.