Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt als Audio und Video

Vierter Fastensonntag

domradio übertrug am Vierten Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant war Generalvikar Dr. Dominik Schwaderlapp. Seine Predigt finden Sie in Kürze hier als Audio und Video. Das Vokalensemble des Kölner Doms sang unter der Leitung von Eberhard Metternich die gregorianische XVII. Choralmesse (GL 415). Die Orgel spielte Domorganist Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Der vierte Fastensonntag wird nach dem ersten Wort seines Eingangsverses "Laetare",  "Freue dich", genannt und ist die Mitte der Fastenzeit. Auch die heutigen Texte sind auf die Taufe ausgerichtet, diesmal unter dem Thema "Licht" und "Sehen". Die griechischen Kirchenväter bezeichneten die Taufe auch als Erleuchtung (Photismos) und die Täuflinge als Erleuchtete. Auch die erste Lesung von der Salbung Davids passt dazu, denn die Täuflinge werden mit Chrisam gesalbt als Zeichen der Teilhabe am königlichen, priesterlichen und prophetischen Amt Christi.

Erste Lesung
Wen kann man zum Anführer wählen? Wir Menschen brauchen dafür ein äußerlich sichtbares Kriterium. Schon Kinder wählen oft die Größten oder Stärksten aus ihrem Kreis, Erwachsene dann die Erfolgreichsten, Klügsten -  oder jedenfalls die, der am besten reden, manipulieren und sich durchsetzen können. Bei der Auswahl des Kö-nigs, von der hier die Rede ist, ist das anders. Gott sendet Samuel in den kleinen Ort Betlehem zu dem unbekannten Isai, unter dessen acht Söhnen er einen auswählen soll. Als Isai nacheinander seine sieben in Frage kommenden großen Söhne vor-stellt, wird Samuel deutlich gemacht, dass Gott an dieses Amt andere Kriterien anlegt als die Menschen: "Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht auf das Herz." Ausgerechnet den kleinsten, David, salbt Samuel öffentlich mit Öl - ein Zei-chen seiner Königswürde, ein Zeichen aber auch für die Salbung mit dem Heiligen Geist, der von nun an in David wirkt.

Zweite Lesung
Den Getauften ist geschenkt, dass sie nicht mehr in der Finsternis der Sünde leben, sondern im Licht. Dieses Licht, Christus selbst, erleuchtet sie so, dass der Epheser-brief sie hier ermuntert, selbst wie Licht zu sein: in Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit zu leben. Mit Licht kann man Dinge, die im Dunklen liegen und verborgen sind, auf-decken. Hier geht es nicht darum, anderen nachzuspionieren, sondern sein eigenes Leben genau zu betrachten. Welcher Taten müsste ich mich schämen, wenn sie be-kannt würden - oder wenn ich sie in Gottes Licht betrachtete? Was zeigt sich, wenn ich die Hintergründe meines Tuns näher beleuchte? Wo mache ich mir selbst etwas vor? Und wie würde sich mein Leben verändern, wenn ich es so führte, dass alles offengelegt werden könnte?

Evangelium
Nach Jesu Tod und Auferweckung waren die ersten Missionsorte der Jünger ihre eigene geistliche Heimat: die Synagogen. Dort sorgte diese Mission aber für erhebli-che Spannungen. Später kam es sogar zum Ausschluss der predigenden Jesus-Jünger aus den Synagogen. Diese Spannungssituation steht im Hintergrund des heutigen Evangeliums. Wenn die Jesus Ablehnenden hier pauschal "die Juden" ge-nannt werden, so ist zu beachten, dass alle Personen, die hier vorkommen, und ver-mutlich auch der Autor selbst Juden waren. Selbst die Pharisäer lehnen Jesus nicht einmütig ab, sondern sind verschiedener Meinung (Joh 9,16).

Wie zwei rote Fäden ziehen sich zwei Fragen durch die Geschichte: Wer ist blind und unwissend - und wer sehend, erkennend, wissend? Wer ist ein Sünder - und wer nicht? Sie richten sich auf den Blindgeborenen, seine Eltern, Jesus, die Pharisäer, und letztlich werden diese Fragen uns gestellt.