Kanzlerin zu Gast beim Caritas-Jahresempfang

Jubel für Flüchtlingspolitik

Minutenlangen Applaus der Caritas- und Kirchenvertreter erntete Merkel für ihre Flüchtlingspolitik. "Ihren klaren Kurs für ein Europa, das sich nicht abschotten darf, unterstützen wir voll und ganz", sagte Caritas-Präsident Peter Neher. 

Caritas-Präsident Neher, Kanzlerin Merkel und Generalsekretär Cremer / © Markus Nowak (KNA)
Caritas-Präsident Neher, Kanzlerin Merkel und Generalsekretär Cremer / © Markus Nowak ( KNA )

Merkel betonte in ihrem Grußwort erneut ihr Bemühen um eine europäische Lösung in der Flüchtlingspolitik. Sie forderte, für die gemeinsamen Werte der EU und des christlich-jüdischen Abendlandes einzustehen. "Deswegen ist das jetzt auch eine Zeit der Glaubwürdigkeit, in der wir stehen", sagte sie.

Europa müsse es schaffen zusammenzustehen, um sichtbar werden zu lassen, "was wir unter einem christlich-jüdischen Abendland verstehen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstagabend in Berlin. Es sei wichtig, den Blick über den europäischen Tellerrand zu werfen, sagte die Kanzlerin weiter. "Wir müssen die Fluchtursachen bekämpfen oder der Druck der Migration wird weiter zunehmen", so die CDU-Politikerin. Zudem sei der Beitrag, den die europäischen Länder bei der Aufnahme von Flüchtlingen leisteten, im Vergleich etwa zu den syrischen Nachbarstaaten "überschaubar".

Zugleich würdigte Merkel das Engagement der Caritas bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen. "Das, was in der Caritas geleistet wird - das gilt für die Hauptamtlichen genauso wie für die Ehrenamtlichen -, ist vorbildlich", sagte sie. "Wir hätten das nicht geschafft, wenn es nicht so viele zupackende Hände gegeben hätte. Deswegen herzlichen Dank, für das, was Sie geleistet haben und jetzt noch leisten."

Marx: Faires Verfahren für jeden Flüchtling

Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, dankte Merkel für ihre Standhaftigkeit in der Flüchtlingsdebatte und mahnte Mitmenschlichkeit bei allen jetzt diskutierten Maßnahmen an. "Jeder Flüchtling, der zu uns kommt, muss ein faires Verfahren bekommen", sagte Marx. Zudem verwies er auf das Bemühen der EU um einen besseren Grenzschutz: "Sichere Grenzen heißt nicht, wir sind sicher vor den Armen, sondern die Armen sind sicher vor Krieg und Verfolgung."

Caritas-Präsident Peter Neher betonte mit Blick auf die Zuwanderung, dass sich diese Entwicklung auch positiv auf Deutschland auswirke. Zwar sei die Integration "kein Sonntagsspaziergang", sagte er. Deutschland werde von den Kompetenzen und Qualifikationen vieler Flüchtlinge profitieren.

Caritas auch als unbequemer Gesprächspartner

Neher erklärte weiter, viele könnten nicht so schnell, wenn überhaupt, in ihre Heimat zurückkehren. "Sie werden unsere Sprache lernen, Kindertagesstätten und Schulen besuchen, einen Arbeitsplatz finden, Steuern zahlen, sich in Vereinen engagieren. Sie werden anfangen, sich hier heimisch zu fühlen", so Neher. Mit Blick auf die Debatten zur Flüchtlingspolitik sagte er, dass die Caritas "immer wieder ein konstruktiver aber auch ein unbequemer Gesprächspartner sein wird, wenn es um asylrechtliche oder integrationspolitische Fragen geht".

Zu den Teilnehmern bei dem Empfang gehörten auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele, der Linken-Fraktionsvorsitzende, Dietmar Bartsch, der Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, sowie der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer.


Quelle:
KNA , epd