Kampagne will Frauen vor sexualisierter Gewalt schützen

"Betroffene sind nie schuld an der Gewalt"

"Edelgard" ist ein Angebot der "Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt" und setzt sich für Sicherheit von Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum ein. Chiara Makowski berichtet, wie sich Frauen vor Übergriffen schützen können.

 © UfaBizPhoto (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Was steckt denn hinter dem Namen "Edelgard"? 

Chiara Makowski (Sozialarbeiterin bei "Edelgard"): Der Name "Edelgard" bedeutet "die Schützende", also "edel" für aufrecht und stolz und "Gard" im Sinne von Zaun und Schutz. Die Edelgard möchte eine Lanze für die Sicherheit von Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum brechen. 

DOMRADIO.DE: An Karneval stehen Sie hier in Köln zum Beispiel mit dem "Edelgard Mobil" parat, wie kann man sich dieses Angebot vorstellen? 

Makowski: "Edelgard Mobil" ist ein Angebot für Großveranstaltungen, wie zum Beispiel an Karneval. Dort sind wir zu bestimmten Einsatzzeiten telefonisch erreichbar und sind zusätzlich mit mobilen Infoteams unterwegs. Das bedeutet erst mal, dass wir mit den mobilen Infoteams Menschen und Feiernde über unser Angebot informieren, Flyer verteilen und ansprechbar sind. 

Vor allen Dingen sind wir aber auch telefonisch ansprechbar. Das heißt, betroffene Frauen und Mädchen oder aber auch Personen, die sich unwohl fühlen oder von sexualisierter Gewalt bedroht sind, können sich bei uns melden. Unsere geschulten Beraterinnen überlegen dann gemeinsam mit dem Betroffenen, wie es weitergehen kann. Was sind die nächsten Schritte? Was braucht es gerade für die Situation? 

DOMRADIO.DE: An Weiberfastnacht war ein bisschen weniger los, weil es so stark geregnet hat. Wie gefragt waren Ihre Mitarbeiterinnen da? Und was waren da vielleicht typische Anliegen? 

Chiara Makowski

"Obwohl weniger Menschen in der Stadt waren, gab es durchaus Gewalt."

Makowski: Es war deutlich zu merken, dass der Regen wenige Feiernde in die Stadt gebracht hat. Dennoch war es so, dass wir viele Infomaterialen verteilt haben und dadurch auch viele Menschen über das Angebot informieren konnten. Obwohl weniger Menschen in der Stadt waren, bedeutet das nicht, dass keine Gewalt stattgefunden hat, die gab es durchaus. 

Auch unsere telefonische Beratung wurde in Anspruch genommen. Da waren die Anliegen ganz unterschiedlich. Aber grundsätzlich waren wir im Einsatz und werden das auch weiterhin sein. 

DOMRADIO.DE: Bis wann werden Sie im Karneval unterwegs sein? 

Makowski: Bis Rosenmontag. Wir sind am Freitag, Samstag und Sonntag jeweils von 20:00 bis 01:00 Uhr erreichbar. Und am Rosenmontag sind wir von 11:00 bis 1:00 Uhr im Einsatz. 

DOMRADIO.DE: Da kommen in erster Linie Frauen und Mädchen auf Sie zu, denen schon etwas passiert ist. Warum ist es so wichtig, sich das Erlebte erst mal von der Seele zu reden? 

Makowski: Je schneller es Unterstützung für Betroffene gibt, desto eher kann das Erlebte gut verarbeitet werden, sodass keine Folgebelastungsstörungen bei den Betroffenen entstehen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass nach einem Übergriff relativ schnell Hilfe und Unterstützung geboten ist. 

Ebenso wichtig ist es, dass so ein Beratungsangebot existiert, um über das Erlebte zu sprechen. Gleichzeitig soll beurteilt werden, wo weitere Stellen sind, die Unterstützung bieten können.

DOMRADIO.DE: Haben Sie noch einen Tipp zur Prävention, wenn man merkt, dass die Situation brenzlig wird und zu kippen droht?

Chiara Makowski

"Die Verantwortung für Gewalt trägt immer die Tatperson."

Makowski: Da möchte ich noch mal voranstellen, dass es natürlich nicht bedeutet, dass sich Frauen und Mädchen schützen müssen, um keine Gewalt zu erleben. Denn Betroffene sind nie schuld an der Gewalt. Die Verantwortung für Gewalt trägt immer die Tatperson und diese müssen aufhören, Gewalt auszuüben. 

Natürlich gibt es Möglichkeiten für Frauen und Mädchen, ihr individuelles Sicherheitsgefühl zu stärken. Sie können sich beispielsweise im Voraus über Hilfsangebote informieren, die Hilfsnummer einspeichern oder organisieren, dass sie nicht alleine nach Hause gehen. 

Die Prävention kann also ganz unterschiedlich aussehen. Es darf jede Frau und jedes Mädchen für sich gucken, was für sie an den Karnevalstagen gut praktikabel ist. 

DOMRADIO.DE: Wie kann man Sie denn erreichen? 

Makowski: Uns kann man telefonisch unter der Nummer 0221-221 7777 erreichen. Außerhalb unserer Erreichbarkeit ist auch das Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen rund um die Uhr kostenfrei und anonym unter der Telefonnummer 116016 erreichbar.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Anlaufstelle für Frauen und Mädchen bei Großevents

Sie erreichen das EDELGARD mobil telefonisch unter 0221 / 221-27777

EDELGARD mobil ist eine Anlaufstelle für Frauen und Mädchen bei Großevents. Erfahrene und geschulte Fachfrauen hören Ihnen zu und besprechen mit Ihnen die nächsten Schritte nach einer Belästigung, Nötigung oder Vergewaltigung.

 

(Quelle: http://edelgard.koeln/)

Edelgard Mobil / © Karolin Balzar (KB)
Edelgard Mobil / © Karolin Balzar ( KB )
Quelle:
DR