DOMRADIO.DE: Sie sind seit über 25 Jahren Kirchenmusiker in Kaarst. Wie entstand die Idee, jedes Jahr ein eigenes Kommunionlied zu schreiben?

Kantor Dieter Böttcher (Seelsorgebereichsmusiker für den Seelsorgebereich Kaarst/Büttgen): Wir haben jedes Jahr ein Motto zur Erstkommunion, und es gibt ein Lied dazu. Wir haben früher in der Regel ein Lied genommen, das es schon gibt.
In einem Jahr hat mir persönlich das Lied nicht so gut gefallen. Dann habe ich gedacht, ich probiere selber auch Lieder zu schreiben. Das klappte ganz gut und kam gut an.
DOMRADIO.DE: "Mit Jesus auf dem Weg" ist das Motto für dieses Jahr. Wie gehen Sie vor, wenn Sie die Lieder schreiben? Sie brauchen Text, Melodie, Refrain. Geht Ihnen das immer schnell von der Hand?
Böttcher: Ich arbeite eine ganze Weile daran. Ich setze mich nicht an den Schreibtisch und sage, ich mache das jetzt mal und dann ist es fertig, sondern das dauert ein paar Wochen und es geistern Ideen im Kopf herum. Meistens fällt mir zuerst zu dem Motto eine kleine Melodie ein. Ich verwerfe auch wieder viel und dann stückelt es sich nach und nach zusammen.
Dann wird der Refrain größer und irgendwann am Schluss gibt es die Strophen und am Ende hat man ein ganzes Lied. Schließlich muss man die Feinarbeit machen, die nimmt die meiste Zeit in Anspruch. Gerade Kleinigkeiten sind wichtig in so einem Lied.
DOMRADIO.DE: Sie haben dieses Mal einen kleinen James-Bond-Hinhörer ins Kommunionlied eingebaut. Was hat 007 im Kaarster Kommunionlied zu suchen?
Böttcher: Das Lied heißt "Mit Jesus auf dem Weg". Das Schöne ist, dass wir nicht alleine auf dem Weg sind. Aber natürlich gibt es auch immer wieder Dinge im Leben, die nicht so schön sind und wo es gefährlich wird. Daher wollte ich die Strophen des Liedes ein bisschen gefährlich klingen lassen.
Ich hatte so eine chromatische Linie in der Bassführung, die sich anhört wie bei James Bond. Ich zitiere nicht direkt die Musik von James Bond, das dürfte ich auch gar nicht, das wäre ein Plagiat, sondern es ist tatsächlich musikalisches Material, eine kleine chromatische Tonleiter, die am Ende dem Thema von James Bond ähnelt. Im Text heißt es: "Wenn du mal nicht weiter weißt und wenn es mal gefährlich wird, dann ist aber trotzdem Jesus für dich da."

DOMRADIO.DE: 2012 gab es das erste Kommunionlied von Ihnen mit dem Titel "Durch Jesus sind wir verbunden". Das ist ein positives Bild, das Sie für die Kinder aufbereiten müssen. Gelingt Ihnen das immer?
Böttcher: Ich achte sehr darauf. Ich hatte bei dem Lied in diesem Jahr "Mit Jesus auf dem Weg" zuerst einen ganz anderen Text. Da ging es zunächst viel zu viel um die Sachen, die nicht gut sind im Lebensweg. Ich habe gedacht, das ist nicht das Bild, was ich den Kindern vermitteln will.
Die Grundaussage muss sein, dass wir mit Jesus auf dem Weg sind, und das ist positiv. In jedem Lied müssen diese positiven Elemente vorhanden sein. Meistens ist das in den Mottos schon der Fall, etwa bei Bibelzitaten wie "Ich bin das Licht der Welt".

DOMRADIO.DE: Wie kommen die Kommunionlieder bei den Kindern und den Eltern in der Gemeinde an?
Böttcher: Das ist toll. Wenn ich im Supermarkt einkaufen gehe, werde ich von Eltern angesprochen, deren Kinder Kommunionkinder sind und die mir sagen, wie großartig sie das finden.
Man hört es auch daran, wie laut die Kinder die Lieder im Gottesdienst mitsingen. Wenn wir im Gottesdienst Lieder singen, ist dieses Kommunionlied immer das, was am lautesten gesungen, ja schon fast gebrüllt wird.
DOMRADIO.DE: Die von Ihnen geschriebenen Mottolieder sind inzwischen über die Grenzen von Kaarst und Büttgen hinaus bekannt. In ganz Deutschland, selbst in Österreich und der Schweiz will man sie nutzen. Geht das?
Böttcher: Ja, das geht. Ich möchte nicht reich werden und damit Geld verdienen. Ich habe mir ein System überlegt, wo die Lieder gesungen werden können. Man kann auf der Homepage nachschauen, da sind die Lieder alle drauf, man kann sie sich herunterladen. Ich bitte dann um eine kleine Spende für meinen Förderverein für den Kinderchor, dann ist es eine Win-Win-Situation.
Ich bekomme tatsächlich Anfragen aus der Schweiz, aus Österreich, aus Süddeutschland, aus dem katholischen deutschsprachigen Europa. Das freut mich jedes Mal, wenn ich eine Nachricht aus Gemeinden bekomme, die sehr weit weg liegen. Dann weiß ich, da wird jetzt ein Lied von mir gesungen.
Das Interview führte Carsten Döpp.