Bilkhayr Hassan sitzt auf einem fremden Bett in einer fremden Wohnung und schaut fern. Sie soll entspannt sein und beim Anruf ihres Verlobten aus dem Ausland überrascht wirken. Als das Handy neben ihr klingelt, murmelt sie teilnahmslos etwas Unverständliches in das Gerät. Mohamed Katibi, der 22-jährige Regisseur, ist ganz und gar nicht zufrieden. Er stoppt die Szene und redet auf die 19-Jährige ein, die zum ersten Mal vor einer Kamera posiert. Sie hat keine schauspielerische Ausbildung und wird nicht bezahlt. Bilkhayr Hassan ist Mitglied einer Initiative, die die Wahrnehmung ihrer Ethnie, der Somalis, in der kenianischen Gesellschaft verändern will.
Die Initiative trägt den Namen "Eastleighwood", angelehnt an die Filmindustrien in Hollywood, im indischen Bollywood und nicht zuletzt Nollywood, dem boomenden Kinofabrik Nigerias. "Eastleighwood", eine Nichtregierungsorganisation, will mit Filmen, Theaterstücken und Musik gegen die negativen Stereotypen und Diskriminierungen vorgehen, denen Somalis als Minderheit in Kenia ausgesetzt sind. Die Mitglieder sind hauptsächlich Jugendliche somalischer Herkunft.
Premiere auf youtube
Kein kenianischer Fernsehsender und keine Radiostation biete Inhalte über oder von Somalis an, kritisiert Burhan Iman (23), Gründer von "Eastleighwood". Dabei sind die etwa sechs Prozent ethnischen Somalis mit kenianischer Staatsbürgerschaft, die hauptsächlich im Nordosten des Landes und in der Hauptstadt Nairobi leben, durchaus präsent in der öffentlichen Wahrnehmung - allerdings mit dem negativen Image windiger Geschäftsleute oder radikaler Islamisten.
Eastleigh ist ein umtriebiger, infrastrukturell vernachlässigter Stadtteil im Osten Nairobis, den Kenianer nur ungern betreten. Er gilt als Geschäftszentrum der somalischen Diaspora, in dem von Kamelfleisch bis zur Kalaschnikow alles zu haben ist.
Burhan Iman, ausgebildet in IT und Journalismus, hat bereits Erfahrungen in der Medienbranche gesammelt. Bevor er "Eastleighwood" startete, gab er ein Magazin heraus, betrieb eine Website und mehrere Internet-Cafes. "Wir haben eine globale Zielgruppe, denn inzwischen leben mehr Somalis in der Diaspora als in Somalia selbst", erklärt er sein Projekt. Bisher hat die Gruppe vier Filme und zwei Theaterstücke in somalischer Sprache mit englischen Untertiteln produziert, zudem zeichneten sie Songs mehrerer junger somalischer Musiker auf. Ihre Produktionen veröffentlichten sie auf dem Internetportal Youtube.
Arbeit unter schwierigen Bedingungen
Das neueste Vorhaben ist ein 90-minütiger Film mit dem Arbeitstitel "Der Lernende", in dem Bilkhayr Hassan verschüchtert auf dem fremden Bett herumrutscht. Das Möbelstück steht im Schlafzimmer eines Verwandten der Laien-Schauspielers, der den jungen Leuten mit ihren Kameras und Kabeln seine Wohnung für ein paar Stunden überlassen hat. Improvisation ist alles, denn über finanzielle Mittel verfügt "Eastleighwood" nicht. Auch für Schauspielergagen ist kein Geld da, deshalb wird mit Freiwilligen gearbeitet.
"Wir müssen sie erst inspirieren, bevor sie überzeugt sind, mitzumachen", sagt Burhan Iman. Viele sprechen kaum Englisch und haben keine Ausbildung, so wie die 20-jährige Somalierin Anfa Said. Sie besuchte fünf Jahre ein Schule in Somalia, und jetzt hofft sie, einmal Schauspielerin zu werden oder moderne islamische Mode zu entwerfen. "Eastleighwood", sagt sie, gab ihr die Chance zum Schauspielern, ohne Bedingungen zu stellen.
Eine internationale Organisation hat "Eastleighwood" kürzlich finanzielle Unterstützung versprochen, um die Initiative auf professionelle Beine zu stellen. Das wäre bitter nötig, denn die Arbeit ist in den vergangenen Monaten noch schwieriger geworden. Seit die kenianische Armee vor einem Jahr in Somalia einmarschierte, um gegen die islamistische Al-Shabaab-Miliz zu kämpfen, kam es in Kenia vermehrt zu Bombenanschlägen, für die die Miliz verantwortlich gemacht wird. Somalis in Kenia und jeder, der für einen Somali gehalten wird, sind seither verstärkt Repressalien ausgesetzt.
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Hollywood am Horn von Afrika
Die Referenz ist klar: "Eastleighwood" will großes Kino machen, mit Filmen, Theaterstücken und Musik gegen negative Stereotypen und Diskriminierungen vorgehen, denen Somalis als Minderheit in Kenia ausgesetzt sind. Die Mitglieder der NGO sind Jugendliche somalischer Herkunft.
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