Jüdische Studierende fordern mehr Druck gegen Antisemitismus

Kultusminister der Länder in der Pflicht

Ron Dekel ist neu an der Spitze der Jüdischen Studierendenunion Deutschland. In einem Interview stellt er Pläne vor, um Antisemitismus an Hochschulen einzudämmen. Dabei hat er Regionen jenseits der Großstädte im Blick.

Kippot/Symbolbild Judentum / © Karolis Kavolelis (shutterstock)
Kippot/Symbolbild Judentum / © Karolis Kavolelis ( shutterstock )

Um Antisemitismus an Hochschulen einzudämmen, möchte der neue Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Ron Dekel, verstärkt Druck auf die Kultusminister der Länder ausüben.

Dafür plane er gemeinsam mit den Regionalverbänden jüdischer Studierender einen Forderungskatalog, sagte Dekel im Interview der "Jüdischen Allgemeinen" (Donnerstag). An allen Hochschulen brauche es Antisemitismusbeauftragte und die Möglichkeit von Exmatrikulationen nach besonders schweren antisemitischen Vorfällen.

Nach dem Massaker der Terrororganisation Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Gazakrieg, in dem momentan ein Waffenstillstand herrscht, war auch die Zahl antisemitischer Vorfälle an Hochschulen in die Höhe geschnellt. Außerdem gab es vielerorts "propalästinensische" Protestcamps.

Nicht nur die Großstädte

"Ich weiß von sehr vielen jüdischen Studierenden, dass sie sich nicht getraut haben, zur Universität zu gehen. Das ist jetzt immer noch so, das Unsicherheitsgefühl ist nach wie vor da", betonte Dekel. Die Studierendenunion wolle darauf hinweisen, dass es diese Probleme nicht nur in Großstädten wie Berlin und München gebe, sondern auch an kleineren Universitäten.

Dekel war am Wochenende zum neuen Präsidenten der Jüdischen Studierendenunion gewählt worden. Zuvor hatte Hanna Veiler das Amt inne und nicht mehr kandidiert. Wegen der hohen Zustimmungswerte für die AfD bei der Bundestagswahl will sie der Bundesrepublik den Rücken kehren: Für sie sei eine rote Linie überschritten worden. Die AfD hatte 20,8 Prozent der Stimmen erreicht.

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA