Jüdische Gemeinde lobt Schweigen des Papstes in Auschwitz

Hoffen auf Tränen

Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus in Auschwitz hat die jüdische Gemeinde Italiens seinen Entschluss zum Schweigen gelobt. Sie begrüße seinen Verzicht auf eine formale Ansprache sehr, schreibt die Vorsitzende der jüdischen Gemeinden des Landes.

Ehemaliges KZ Auschwitz-Birkenau  / © Daniel Naupold (dpa)
Ehemaliges KZ Auschwitz-Birkenau / © Daniel Naupold ( dpa )

In einem langen und intensiven Schweigen könne er sich "auf den emotionalen Aspekt dieses so bedeutenden Besuchs konzentrieren", so die Vorsitzende der jüdischen Gemeinden Italiens, Noemi di Segni in einem Gastbeitrag für die aktuelle Ausgabe der vatikanischen Tageszeitung "Osservatore Romano" (Samstag). Seine Form des Gebets werde den Schreien und dem Schmerz der vielen Opfer gewiss eine Stimme geben. Gemeinsam mit den jüdischen Gebeten werde dieser Ort des Leidens so zu einem Ort des Kults. Franziskus besucht am 29. Juli das Stammlager Auschwitz sowie das Lager Auschwitz-Birkenau. Anlass seiner Polen-Reise vom 27. bis 31. Juli ist der 31. Weltjugendtag in Krakau.

Er wolle "an jenen Ort des Schreckens gehen ohne Reden, ohne Menschen, nur mit denen, die nötig sind", hatte Franziskus Ende Juni während des Rückflugs von Armenien vor mitreisenden Journalisten gesagt. Er hoffe darauf, dass Gott ihm die Gnade gebe dort zu weinen.

Päpste in Ausschwitz

Benedikt XVI. hatte 2006 in Auschwitz eine Ansprache gehalten, die ein geteiltes Echo hervorrief. Neben Lob von jüdischer Seite gab es auch Kritik. So wurde ihm damals eine Verharmlosung der deutschen Schuld vorgeworfen, weil er gesagt hatte, dass eine "Schar von Verbrechern", das deutsche Volk missbraucht habe. Beanstandet wurde auch, er habe sich nicht für den katholischen Antijudaismus entschuldigt.

Johannes Paul II., in der Nähe von Auschwitz aufgewachsen, besuchte 1979 als erster Papst das größte nationalsozialistische Vernichtungslager, wo rund 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden, davon eine Million Juden. Er feierte damals einen Gottesdienst auf dem Gelände und hielt aus diesem Anlass eine Predigt.

 


Quelle:
KNA