Juden in Ukraine feiern Chanukka in Mangel und Zerstörung

"Unsere Synagogen stehen unter Beschuss"

An diesem Sonntagabend beginnt das jüdische Chanukka-Fest in der Ukraine im Zeichen der Entbehrungen durch den russischen Angriffskrieg. Nicht alle könnten Kerzen anzünden, doch es gebe sie in den Synagogen, erinnert Kiews Rabbiner.

Ein Mitglied des Sicherheitsteams betritt die Synagoge in der jüdischen Siedlung Anatevka in der Nähe von Kiew. Die Siedlung Anatevka wurde 2015 auf Initiative von Rabbi Moshe Azman für jüdische Menschen gebaut, die durch den Konflikt in der Ostukraine vertrieben wurden. Es wird immer noch für Familien genutzt, die ihre Häuser aufgrund von Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften verlassen müssen. / © Vadim Ghirda/AP (dpa)
Ein Mitglied des Sicherheitsteams betritt die Synagoge in der jüdischen Siedlung Anatevka in der Nähe von Kiew. Die Siedlung Anatevka wurde 2015 auf Initiative von Rabbi Moshe Azman für jüdische Menschen gebaut, die durch den Konflikt in der Ostukraine vertrieben wurden. Es wird immer noch für Familien genutzt, die ihre Häuser aufgrund von Kämpfen zwischen russischen und ukrainischen Streitkräften verlassen müssen. / © Vadim Ghirda/AP ( dpa )

"Wir haben mit Lieferengpässen zu kämpfen. Kerzen sind sehr, sehr teuer. Und auch die Lebensmittelpreise sind sehr hoch. Wir haben oft keinen Strom, kein Wasser", sagte der Rabbiner von Kiew, Jonathan Markovitch, dem Schweizer Portal kath.ch (Sonntag).

Chanukka

Kerzen, Kreisel, Reibekuchen und ein "Diener": Sie gehören untrennbar zum jüdischen Lichterfest Chanukka. 

Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange Kerzen brennen, wird gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: "Ein großes Wunder geschah hier." Überdies werden Kinder beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes, eine Art Reibekuchen, und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck.

Chanukka-Leuchter in Berlin (dpa)
Chanukka-Leuchter in Berlin / ( dpa )

Auf die traditionellen, in Öl gebackenen Sufganiot-Krapfen werde man verzichten, um Energie zu sparen. "Es geht nicht nur um uns Jüdinnen und Juden, sondern um die ganze Nation. Die ganze Ukraine bildet einen großen Chanukkaleuchter als Zeichen der Hoffnung", so Markovitch.

Die Jüdinnen und Juden in der Ukraine wollten in Freiheit leben und beteten für einen Sieg über Russland. "Unsere Häuser, unsere Synagogen stehen unter Beschuss. Aber wir sind sehr stark. Wir werden nicht zulassen, dass wir zerstört werden", betonte der Rabbiner. "Wir waren in der Vergangenheit stark - und sind es in der Gegenwart und in der Zukunft", so der Enkel von Holocaust-Überlebenden.

Keine Äußerung zu politischen Fragen 

Auf die Frage, ob er auf die jüdische Herkunft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stolz sei, sagte Markovitch: "Ich bin stolz auf Selenskyj, so wie ich stolz auf alle Menschen in der Ukraine bin." Als Rabbiner äußere er sich nicht zu politischen Fragen.

Das Lichtfest Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels 164 vor Christus in Jerusalem und den Sieg des jüdischen Volkes über die syrisch-hellenistischen Besatzer.

Quelle:
KNA