Jubiläumsfahrt der ganzen Bonner Liebfrauenschule nach Rom

"Wir fahren als Pilger"

Es ist ein Mammutprojekt: Zum 100-jährigen Jubiläum fährt die ganze Bonner Liebfrauenschule mit mehr als 500 Personen ab diesem Freitag nach Rom. Unter anderem auf dem Plan: eine Papstaudienz, wie Schulpfarrer Dominik Schultheis verrät.

Dominik Schultheis, Schulseelsorger an der Liebfrauenschule in Bonn / © Dominik Becker (DR)
Dominik Schultheis, Schulseelsorger an der Liebfrauenschule in Bonn / © Dominik Becker ( DR )

domradio.de: Das ist schon ein Kraftakt, so eine Fahrt. Mit wie vielen Personen fahren Sie nach Rom?

Dominik Schultheis (Schulpfarrer an der Liebfrauenschule in Bonn): Wenn niemand mehr krank wird, sind wir 530 Personen. Wir starten um 16 Uhr am Freitag und hoffen, dass alle mit gepackten Koffern pünktlich da sind.

domradio.de: Wie organisieren sie die Fahrt?

Schultheis: Wir fahren mit zehn Bussen. Neun Personenbusse und ein "Stand by-Bus" für den Notfall, falls ein Bus liegenbleibt oder jemand krank wird. Wir fahren mit einem Reiseveranstalter, der uns auf einem Campingplatz in der östlichen Peripherie Roms in Wohnbungalows einbucht. Es gibt auf dem Camping-Gelände einen großen Pool, den wir nutzen können. Gestern hat der Reiseveranstalter, der bereits in Rom alle Vorbereitungen trifft, geschrieben, dass die Temperaturen in Rom bei 26 Grad Celsius liegen, sodass wir zwischendurch auch mit der Horde ins Wasser gehen können.

domradio.de: Sie werden allerdings nicht nur im Pool liegen, sondern es ist auch eine geistliche Fahrt. Da liegt es nahe, dass Papst Franziskus auch auf dem Programm steht, oder?

Schultheis: Genau, wir werden mit allen Schülerinnen an der großen Papstaudienz teilnehmen und haben das Glück, im Anschluss mit einer kleineren Gruppe an einer Privataudienz teilzunehmen. Da klärt sich gerade noch, wie viele Karten wir dafür bekommen. Wir stehen mit der Botschaft, mit Frau Annette Schavan, in Kontakt und hoffen, dass wir mit allen geplanten Personen den Papst treffen können – der Schülerinnen-Vertretung, der Schulleitung und weiteren ausgewählten Schülerinnen, u.a. einer geflüchteten Schülerin aus unserer Inklusionsklasse. Wir freuen uns, dass wir Papst Franziskus persönlich treffen und uns austauschen können.

domradio.de: In dieser Privataudienz können die Schülerinnen auch Fragen stellen. Was werden die Gesprächsthemen sein?

Schultheis: Ein Gesprächsthema wird unser Engagement in der Flücthlingshilfe sein; ein anderes, wie es so an einer Mädchenschule zugeht und wie wir auf die Idee kamen, nach Rom zu fahren.

domradio.de: Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?

Schultheis: Vor zwei Jahren ist diese Idee im Kreis von Schülerinnen entstanden. Wir bereiteten das Jubiläumsjahr vor und da kam die Idee auf, doch mal mit der ganzen Schule irgendwohin zu fahren. Uns aus diesem irgendwohin sind gezielte Reisevorschläge gekommen und die haben sich auf Rom fixiert. Wir haben - was für die Schule neu ist - einen wirklich basisdemokratischen Prozess initiiert und Schülerinnen, Eltern, aber auch Lehrer ganz persönlich und individuell dazu befragt und ein Votum abgeben lassen. Das Votum war eindeutig: Rom.

domradio.de: Wie sieht denn das geistliche Programm vor Ort aus?

Schultheis: Im Bus und unterwegs werden wir morgens und abends kurze Impulse halten. Sobald wir am Samstag in Rom angekommen sind, werden wir einen kurzen Gottesdienst auf dem Campingplatz feiern, am Sonntag dann mit allen in Sankt Ignatio. Am Montag sind wir in der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde und feiern in der Christuskirche einen Gottesdienst. Ein weiterer Höhepunkt ist am Donnerstag ein Taizé-Gottesdienst mit Lichterfeier, bei dem wir allen Schülerinnen eine Kerze in die Hand drücken und mit dem Anzünden der Kerzen deutlich machen wollen, wie bunt, wie verschieden und wir leuchtend wir in die Welt hinein wirken können.

domradio.de: Neben der geistlichen Arbeit, die Sie machen, pflegen Sie auch eine Kooperation mit der Gemeinschaft Sant' Egidio. Wie sieht die aus?

Schultheis: Wir unterstützen die Gemeinschaft Sant' Egidio bei der Errichtung humanitärer Flüchtlingskorridore. Das ist eine organisierte Bewegung in Rom zwischen Sant' Egidio, den evangelischen Kirchen und den Waldensern. Der Papst begrüßt dieses Engagement. Wir wollten nicht einfach als Touristen nach Rom fahren, sondern als Pilger, die etwas Soziales tun. Wir haben im Vorfeld im Mai mit einem Charity-Run bei uns in der Schule Geld erlaufen, das wir der Gemeinschaft Sant' Egidio am Montagabend überreichen. Wir werden mit Geflohenen aus Eritrea sprechen und anschließend gemeinsam beten. 

domradio.de: Sie haben selbst Geflüchtete auf der Fahrt dabei?

Schultheis: Ja, die kommen fast alle mit und darüber sind wir sehr froh. Der Erlös aus dem Charity-Run war nicht nur für Sant' Egidio, sondern auch für unsere geflohenen Schülerinnen, die sich die Romfahrt nicht voll leisten können. Die werden von der Stadt Bonn und auch aus dem Sozialfonds, den wir in der Schule eingerichtet haben, unterstützt. 

domradio.de: Wie kam diese Kooperation zustande?

Schultheis: Als wir uns Gedanken zur Romfahrt gemacht haben im Jahr 2015, kam die Flüchtlingsproblematik in Deutschland auf. Angesichts der tausend Schutzsuchenden haben wir uns gesagt, dass wir nicht einfach nach Rom fahren können, ohne etwas für Geflüchtete zu tun. Daraufhin haben wir die bestehenden Kontakte zu Sant' Egidio ausgebaut und stießen auf das Projekt der humanitären Flüchtlingskoridorre. Wir sind froh, dass wir da jetzt Partner sind und dieses Projekt unterstützen dürfen.

domradio.de: Ist alles vorbereitet oder gibt es am Freitag noch Unterricht?

Schultheis: Tatsächlich werden am Freitag noch in den ersten vier Stunden Klausuren geschrieben. Der Unterricht endet nach der vierten Stunde - jeder kann nochmal schnell nach Hause gehen und sich frisch machen, dann rollen die Koffer an. Wir freuen uns auf tolle Gemeinschaftserlebnisse und Begegnungen. Wir werden hoffentlich vor Ort Menschen glücklich machen - wir unterstützen ein zweites Projekt für Obdachlose der evangelischen Kirche - und wir werden bestimmt reich beschenkt nach Hause zurück kehren.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR
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