Journalisten sind in China nicht willkommen

Zensur und Gängelei

Kein freies Internet, Zensur von Fernseh-Signalen und Sicherheitskräfte, die Übertragungen stören: Journalisten haben bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr mit vielen Hürden zu kämpfen. Freie Berichterstattung ist in China unerwünscht, kritische Stimmen werden unterdrückt.

Autor/in:
Daniel Bouhs
 (DR)

Davon betroffen ist auch der deutsche Auslandssender Deutsche Welle. Als der Sender am Dienstag die china-kritische Dokumentation "Olympia im Reich der Mittel" ausstrahlen wollte, wurde das Signal nach epd-Informationen gestört.

Dabei ist DW-TV in China derzeit ohnehin nur für wenige Wochen empfangbar und auch das allein im Olympischen Dorf und in großen Hotels. Fast nur Sportler, Funktionäre und Journalisten können ihn dort sehen. Der Sender bemüht sich zwar schon seit Jahren eine Sendelizenz für ganz China zu erhalten, aber die wird bisher verweigert.

Für ihren Film "Olympia im Reich der Mittel", der in Deutschland am 21. Juli im Ersten gezeigt wurde, hatten sich die Autoren Hajo Seppelt und Jo Goll als Trainer ausgegeben. Prompt wurde ihnen in einer Klinik mitten in China Gen-Doping angeboten, eine neue Form der illegalen Leistungssteigerung im Spitzensport. Kein Wunder, dass die Dokumentation bei der Regierung, die dopingfreie Spiele propagiert, für Ärger sorgte. Und so kritisierten regimetreue Medien die ARD scharf. Die Nachrichtenagentur Xinhua warf den deutschen Journalisten eine "Attacke auf das chinesische Ansehen" vor. Der Film sei "eine Unverschämtheit" und diene der gezielten Imageschädigung vor den Olympischen Spielen.

"Wir haben eine eigene Internet-Leitung"
Immerhin nicht betroffen sind die mehr als 500 Mitarbeiter von ARD und ZDF, die aus Peking über die Spiele berichten werden, von der von China praktizierten Internet-Zensur. "Wir haben eine eigene Internet-Leitung", sagt der Teamchef beider Sender für Olympia, Walter Johannsen. So umgehen die beiden Sender die "Große Firewall", mit der die Regierung ihr unliebsame Seiten sperrt. Auch das Programm der beiden Sender wird nur schwer zu zensieren sein. Über eine Standleitung gehen die Bild- und Tonsignale direkt an die Sendezentralen in Deutschland.

Stärker trifft die Internet-Zensur die Reporter, die für Zeitungen und Online-Medien berichten: Sie sitzen mit Hunderten Kollegen aus aller Welt dicht an dicht in einem riesigen Pressezentrum. Ihr Zugang zum Internet wird direkt von Chinas Behörden kontrolliert. Zwar lockerten diese die Zensur nach internationalem Protest am Freitag, aber viele Seiten, die sich etwa mit Themen wie Menschenrechten oder Tibet befassen, sind weiterhin nicht zugänglich. Ganz wie im Rest des Landes, wo die Zensur des Internets ohnehin üblich ist.

"Das, was wir hier erleben, ist schon anstrengend"
Wie wenig China von den eigenen Zusagen für eine freie Berichterstattung hält, musste neben anderen auch ZDF-Korrespondent Johannes Hano erfahren. Als er Anfang Juli für das "Morgenmagazin" live von der Chinesischen Mauer berichtete, zwangen ihn Polizisten dazu, die Übertragung abzubrechen. Ein Missverständnis, sagte die Regierung anschließend.

Der Vorfall zeigt: Westliche Journalisten sind in China nicht wirklich willkommen. "Das, was wir hier erleben, ist schon anstrengend", sagte Korrespondent Hano dazu zuletzt. Anstrengend findet umgekehrt die chinesische Regierung offenbar freie Berichterstattung. Eine "Politisierung" der Spiele widerspreche dem olympischen Geist, sagte Staats- und Parteichef Hu in Richtung Journalisten. Verbesserungen für ihre Arbeitsbedingungen können die Journalisten also wohl kaum erwarten.