DOMRADIO.DE: Was passiert denn, wenn ich diesen Kardinal-O-Mat verwenden möchte; welche Fragen muss ich denn beantworten?
Louis Berger (Journalist und Redakteur bei "Kirche+Leben"): Man muss zehn Fragen beantworten. Ähnlich wie beim Wahl-O-Mat kann man zustimmen, nicht zustimmen oder neutral auswählen. Zur Abstimmung stehen die wichtigen Themen der katholischen Kirche, die immer wieder diskutiert werden.

Zum Beispiel der Diakonat der Frau, der Pflichtzölibat oder wie wir mit der Schöpfung umgehen. Wer diese Fragen beantwortet hat, kann sich dann durch diese Anwendung ein Ergebnis ausspucken lassen, mit welchen Kardinälen, die den nächsten Papst wählen, man die meiste Übereinstimmung hat. Oder genauer gesagt, mit denen, die von diesem Kardinal-O-Mat als Papstkandidaten gesehen werden.
DOMRADIO.DE: Wenn ich an den Wahl-O-Mat denke, dann kann der mir wirklich zu jeder noch so kleinen Partei ein Ergebnis oder einen Vergleich hergeben. Wie ist es denn beim Kardinal-O-Mat? Blickt er auch über diese 135 Kardinäle drüber?
Berger: Das ist interessant, denn es ist nicht so. Es sind in der Originalversion immer nur 22 Kardinäle, die ausgewählt wurden. Die Auswahl ist in gewisser Weise vorgeprägt. Es stehen also nicht alle zur Verfügung, sondern man bekommt ein ganz bestimmtes Panel, das dann auch den Kandidaten ausspuckt.
DOMRADIO.DE: Wer steckt denn dahinter? Vom Vatikan ist das Angebot ja wahrscheinlich nicht, oder?
Berger: Da haben Sie recht. Hinter dem Kardinal-O-Mat an sich steckt jemand, der mit der Kirche recht wenig zu tun hat. Das ist bei der Anwendung nicht verwunderlich. Denn es ist ein niedersächsischer Webentwickler, dem irgendwann mal diese Website zugeleitet wurde.
Er hat daraus eine Anwendung kreiert. Die Daten, also die Auswahl der Kardinäle, der Fragen, der Themen, kommt aus den USA, aus dem College of Cardinals Report, den es schon etwas länger gibt.
DOMRADIO.DE: Und dieses Ergebnisfenster leitet mich dann auch auf diese amerikanisch basierten Informationen?
Berger: Wenn Sie sich näher mit den Antworten beschäftigen wollen, müssen Sie auf diese Seite gehen. Wenn Sie auf die Seite gehen, finden Sie dann nicht nur die "Papabili" (Anm. d. Red.: papstfähige Kardinäle), sondern auch die Themen, die Fragen und auch weitere Informationen, wie diese und auch die anderen Kardinäle angeblich sich zu den Themen positionieren.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihnen bei der Wortwahl von diesen Fragen oder den Antworten aufgefallen?
Berger: Ich habe ja schon erwähnt, es geht um den Diakonat der Frau, den Pflichtzölibat und Ähnliches. Da werden immer Begriffe oder bestimmte Einstellungen vorgeprägt, die mich aufmerken lassen haben.
Zum Beispiel wird davon gesprochen, dass Johannes Paul II. in den 1990er Jahren eine bestimmte Tradition bezüglich des Diakonats der Frau festgeschrieben habe. Das ist eine Meinung, die existiert. Gleichzeitig wurde die Diskussion um den Diakonat der Frau immer wieder neu eröffnet, zum Beispiel von Papst Franziskus selbst, oder auch von Theologen wie Walter Kardinal Kasper.
Es ist ein offenes Thema. Man kann nicht von einer bestimmten Tradition sprechen, die festgeschrieben wurde. Da wird der Benutzer schon ein bisschen in eine bestimmte Richtung gedrängt.
Ein anderes Thema ist die sogenannte "Alte Messe", die Messe nach dem Missale Romanum von 1962, die wird als Vetus Ordo bezeichnet, was letztlich ein Sprachgebrauch von Traditionalisten ist, den wir in der Kirche oder im "Mainstream" der Kirchen eigentlich nicht pflegen.
DOMRADIO.DE: Es sogar noch einen zweiten Kardinal-O-Mat.
Berger: Ja, die Anwendung ist anscheinend so beliebt, dass sie auch eine andere Person da nochmal gütlich getan hat. Dieser Kardinal-O-Mat, der ist ein bisschen anders gestaltet. Der nimmt zum Beispiel diese "Kritik" aus, dass bestimmte Begriffe verwendet werden oder Positionen vorgeprägt werden.
Die sind deutlich offener gestaltet und er nimmt eine größere oder andere Anzahl an Papabili an. Man kann dann innerhalb der App sein Ergebnis mit allen Kardinälen vergleichen, ob die jetzt als Papstkandidaten gelten oder nicht.
Das interview führte Lara Burghardt.