DOMRADIO.DE: Rund zwei Meter hoch stand das Wasser im Juli 2021 in und um die Kapelle. Außenfassade und Innenraum wurden komplett zerstört. War für Sie und die Gemeinde von Anfang an klar, dass Sie diese Kapelle wieder aufbauen?

Pfarrer Jörg Meyrer (Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler): Das war ziemlich schnell klar. In Walporzheim gab es eine sehr aktive Gruppe, die sich direkt bemüht hat, die Kapelle auszuräumen, den Schlamm zu entfernen und notwendige Arbeiten zu übernehmen. Es wurde so viel gemacht und organisiert, dass schnell feststand, dass die Kapelle wiederaufgebaut wird.
DOMRADIO.DE: Die Sanierung der Kapelle ist jetzt abgeschlossen. Was ist in den vergangenen Jahren alles passiert?
Meyrer: Es wurde eine Fußbodenheizung eingebaut. Der Putz innen und außen musste komplett abgeschlagen werden, weil das Wasser größtenteils kontaminiert war. Die gesamte Bestuhlung wurde entfernt. Die Sakristei war komplett leer. Bilder und Kunstgegenstände mussten gereinigt und restauriert werden. Es gibt jetzt einen neuen Altar und ein neues Ambo. Die Kapelle ist also fast wie neu.
DOMRADIO.DE: Hat die Dorfgemeinschaft dabei zusammengehalten? Wie hat das funktioniert?
Meyrer: In Walporzheim war das schon direkt nach der Flut sehr besonders. Die Menschen haben stark zusammengehalten, und das hält bis heute an. Der Kapellenverein ist bis heute sehr aktiv. In dem sind viele Gruppierungen des Dorfes vertreten. Ganz viele haben mit angepackt – schon während der Bauzeit – und füllen die Kapelle auch jetzt wieder mit Leben.
DOMRADIO.DE: Am Ostermontag kommt Bischof Stefan Ackermann extra nach Walporzheim. Es gibt ein festliches Hochamt während dessen die Kapelle eingeweiht wird. Welche Bedeutung hat dieser Tag für den Ort?
Meyrer: Ich glaube, das ist ein riesiges Aufatmen. Die Renovierung der Kapelle zeigt sehr deutlich, dass es wieder weitergeht. Im Ahrtal gibt es immer noch viele Baustellen. Die Bahn baut rund um Walporzheim. Es wird immer noch unglaublich viel gegraben. Überall stehen Bauampeln, Löcher werden gebohrt und einige Straßen sind weiter in Arbeit. An vielen Stellen ist von Normalität noch keine Spur. Dass jetzt die Kapelle fertig ist, ist einfach nur unglaublich.

DOMRADIO.DE: Sie sprechen regelmäßig mit den Menschen vor Ort. Was sagen die mit Blick auf den Ostermontag?
Meyrer: Die Freude ist riesengroß – und die Erwartung auch. Viele wollen wissen, wie es jetzt drinnen aussieht. Wenn die Handwerker da sind und die Tür mal offen steht, schauen Leute neugierig rein, strecken den Kopf durch die Tür. Sie freuen sich, dass die Kapelle jetzt so hell ist, so freundlich. Es gibt neues Licht, das die Kapelle in ein neues Gewand taucht. Die Erwartung ist riesig.
DOMRADIO.DE: Es gibt viele weitere Kirchen in der Region Bad Neuenahr-Ahrweiler, die durch das Hochwasser stark beschädigt wurden. Was ist dort passiert oder wird noch passieren?
Meyrer: Wir haben insgesamt fünf Kirchen, von denen mit der Josefskapelle jetzt die erste fertig ist. Aber wir haben uns vor gut einer Woche auch von einer unserer großen Kirchen verabschieden müssen. Sie wurde profaniert. Das war ein sehr schmerzlicher Abschied. Viele verbinden mit einer Kirche wichtige Lebensschritte und Erinnerungen. Das ist sehr emotional.
Bei zwei großen Kirchen geht es jetzt weiter. Eine davon wird noch in diesem Jahr wieder genutzt werden können. In St. Laurentius in Bad Neuenahr-Ahrweiler und in der Rosenkranzkirche dauert es noch. Da sind während der Bauarbeiten neue Herausforderungen aufgetaucht, die jetzt erst eingeplant werden müssen. Jede dieser Kirchen ist für sich ein großes Thema.
Das Interview führte Carsten Döpp.