Hoffnung inmitten von US-Wahl, Corona und Terror

"Jetzt sind wir entsetzt"

Vielleicht haben wir einen zu europäischen Blick, wenn wir auf die Wahl in den USA gucken und den Kopf schütteln, sagt Schwester Katharina Hartleib. Dabei gibt es genug Grund zur Hoffnung – auch in den vielen Krisen, in denen wir uns gerade befinden.

Animation: Die Freiheitsstatue mit Mund-Nasen-Schutz / © Corona Borealis Studio (shutterstock)
Animation: Die Freiheitsstatue mit Mund-Nasen-Schutz / © Corona Borealis Studio ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Schwester Katharina, was denken Sie, wenn Sie das knappe Rennen zwischen Joe Biden und Donald Trump im Moment beobachten?

Schwester Katharina Hartleib (Franziskanerin aus Olpe): Mir geht es da so wie ganz vielen. Ich bin total erschrocken, dass es nicht so klar ist. Aber wahrscheinlich sind wir einfach "Europäer". Mit unserem anders geprägten Denken können wir die Amerikaner einfach immer noch nicht verstehen. Das Land ist so groß und so vielfältig, dass wir uns gar nicht vorstellen können, dass Leute so extrem nach rechts oder nach links denken können.

Daher war für uns nach allen Umfragen klar: "Der Biden gewinnt. Das ist auch keine tolle Wahl, aber besser als die vier Jahre vorher." Und jetzt sind wir entsetzt. Dann muss ich aber andererseits denken: Man sagt böse, dass jedes Volk die Regierung hat, die es verdient. Warum merkt niemand in dem Land, dass dieser Mann das Volk immer weiter in die Spaltung treibt? Das kann doch nicht richtig sein.

DOMRADIO.DE: Was macht denn da Hoffnung?

Schwester Katharina: Da denke ich, dass dieses Erinnern an die eigene Geschichte hilft und an die eigene Fähigkeit, aus solchen geschichtlichen Katastrophen rausgekommen zu sein. Für meine Begriffe ist eines der wichtigsten Dinge die Bildung. Nicht nur Bildung in wörtlicher Art, in Bildung oder Universität - wir wissen ja mittlerweile, dass die weniger gebildeten Gruppen Trump wählen und die Gebildeteren wählen Demokraten - sondern auch die Gewissens- und die Herzensbildung. Wenn ich jemanden habe, der beständig pöbelt, lügt, verleumdet, dann muss ich mir doch die Frage stellen: Ist das richtig oder falsch?

DOMRADIO.DE: Bildung ist ja sehr langfristig gedacht. Was kann denn heute schon helfen?

Schwester Katharina: Das Schauen nach den guten Nachrichten etwa. Mir sagte zum Beispiel ein kanadischer Ordensmann: "Ich verstehe euch Deutsche nicht. Ihr meckert über eure Regierung und die ganze Welt bewundert sie." Wir müssen ein bisschen mehr nach dem schauen, was wirklich gut ist, nach dem, was gelungen ist und was bei uns immer wieder gelingt. Eine gute Nachricht ist auch, dass es in Amerika die Vielen gibt, die die gute Seite leben, die das Gute tun, die sich engagieren und die sich selbst von so einem Präsidenten nicht kleinkriegen lassen.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist ja der Wahlkampf in den USA nicht das einzige große Thema. Wir hatten es in den Nachrichten mit islamistischem Terror zu tun - und immer wieder mit Corona. Wie verhindern Sie, dass Sie in diesen Zeiten nicht den Mut verlieren?

Schwester Katharina: Bei uns ist es ja auch so: Alle unsere Veranstaltungen fallen aus - und das seit März. Und diese vielen Dinge, die wir für unsere Mitmenschen anbieten - für Jugendliche, für junge Erwachsene, für Frauen - dürfen alle nicht sein. Die einzige Variante ist, für dieses Im-Gespräch-Bleiben eben andere Kanäle nutzen als live miteinander zu sein. Dass wir auch mit denen, mit denen wir zusammenleben mehr machen, uns mehr austauschen, mehr miteinander tun.

Da bleibe ich mal bei den Aussagen meiner Mutter, die mich sehr geprägt hat und immer gesagt hat: "Bei allem Schweren - ich hätte das nie überstanden, wenn ich nicht meinen Herrgott gehabt hätte. Den Glauben an diesen Gott, der mir durch alles Schwere hilft." Ich glaube schon, dass das Hoffnung macht: Ich weiß, es gibt wieder andere Zeiten und da ist jemand, der unsere Wege mitgeht. Da glaube ich ganz fest dran.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Schwester Katharina / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Katharina / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR