Jesuit erwartet nur kurzzeitig härtere US-Waffengesetze

Auf Verschärfung folgt schnelle Aufweichung

Werden die Waffengesetze in den USA nach den jüngsten Gewaltakten verschärft? Der Jesuit Godehard Brüntrup erwartet in dieser Richtung jedenfalls Bewegung. Allerdings mit relativ kurzer Halbwertzeit.

Pistolen und Revolver / © Friso Gentsch (dpa)
Pistolen und Revolver / © Friso Gentsch ( dpa )

"Aber in der Geschichte hatten wir schon öfter die Situation, dass es schärfere Gesetze gab und nach zehn oder zwanzig Jahren hat man sie wieder aufgeweicht", sagte der Professor der Münchner Jesuitenhochschule für Philosophie dem Portal weltkirche.katholisch.de am Montag in Bonn. Die Politik gehe kurz auf die allgemeine Wut der Bevölkerung ein, aber dies sei letztlich nicht effizient.

Brief an Präsident Trump

Die Jesuitenhochschulen in den USA hatten kürzlich einen Brief an Präsident Donald Trump und die Kongressabgeordneten geschrieben. Darin forderten sie Maßnahmen gegen die tödliche Gewalt durch Schusswaffen. "Wichtig ist, dass die Altersgrenze für den Erwerb von Gewehren auf mindestens 21 Jahre angehoben wird", betonte Brüntrup.

Er warnte zudem vor sogenannten Gun-Shows, bei denen Privatverkäufe getätigt würden. "Man trifft sich da auf dem Land, baut ein Zelt und ein paar Tische auf und verkauft sich gegenseitig Waffen. Dieser ganze Bereich ist praktisch kaum kontrolliert", schilderte der USA-Experte. Dort würden schon 15-Jährige sehr einfach ein Gewehr kaufen.

"Thema nach ein paar Wochen wieder vergessen"

Das Thema komme immer wieder hoch, wenn ein größeres Massaker geschehen sei. "Aber, wie unsere schnelllebige Zeit so ist, wird es nach ein paar Wochen wieder vergessen und man hat ein neues Thema", so der Jesuit. "Es ist so ähnlich, wie wenn die Amerikaner Krieg führen. Sie ertragen viel, aber wenn zu viele Soldaten im Sarg zurückkommen, dann sagt die Bevölkerung: 'Stopp!'." Wie lange die Empörung anhalte, sei aber unklar.

Brüntrup beklagte, dass es in Trumps Unterstützerkreisen Menschen mit faschistoiden Tendenzen gebe. Sie teilten das politische Ideal der Republik und der demokratischen Ordnung nicht. "Das sind Rassisten, die eine 'ethnische Säuberung' der USA wollen", so der Philosophieprofessor.

"Das widerspricht durch und durch dem christlichen Menschenbild und der katholischen Soziallehre und von daher ist es unerlässlich, dass die Kirche da ihre Stimme erhebt - und zwar lautstark", erklärte er die Kritik der Kirche, etwa im Bezug auf die US-Einwanderungspolitik.


Veranstaltung der National Rifle Association (NRA) / © Aaron M. Sprecher (dpa)
Veranstaltung der National Rifle Association (NRA) / © Aaron M. Sprecher ( dpa )
Quelle:
KNA
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