Jazzpianist Kit Downes spielt am Mittwoch auf der Kölner Domorgel

"Musik untrennbar mit Kirchen verbunden"

Am Mittwochabend wird der britische Jazzpianist Kit Downes im Rahmen der Cologne Jazz Week ein besonderes Konzert auf der Kölner Domorgel geben. Vorab erzählte er, warum ihn dieses Instrument seit seiner Kindheit fasziniert.

Kit Downes / © Jan Hendrik Stens (DR)
Kit Downes / © Jan Hendrik Stens ( DR )

"Ich würde meine Musik nicht als reinen Jazz bezeichnen", sagt Downes. "Die Orgel war neben dem Klavier mein erstes Instrument. Meine musikalische Reise begann in der Kathedrale von Norwich. Ich sang fünf Jahre lang im Kathedralchor – täglich Gottesdienste, sonntags sogar zwei. Dort habe ich nicht nur Musik gelernt, sondern auch die Orgel kennen - und lieben gelernt."

Seine Lehrerin Katherine Dienes führte ihn früh an das Instrument heran. "Sie zeigte mir, wie man registriert, orchestriert, Pedaltechnik einsetzt – und ich begann sofort zu improvisieren." Erste Erfahrungen sammelte Downes bei Gottesdiensten in kleineren Kirchen, wo er Hymnen und Psalmen begleitete und Auszüge improvisierte.

Der Schritt in den Jazz kam später, fast zufällig. "Meine Mutter schenkte mir eine CD von Oscar Peterson. Diese neue Klangwelt hat mich sofort gepackt. Ich tauchte zehn Jahre tief in den Jazz ein, studierte ihn und lebte ihn. Aber irgendwann zog mich die Orgel wieder zurück – diesmal bereichert durch das, was ich aus Jazz, Volksmusik, Neuer Musik und Improvisation gelernt hatte."

"Kirchenmusik war mein erster Zugang"

Downes spricht mit spürbarer Zuneigung von seinen Jahren in der Kirchenmusik. "Ich habe Messen gesungen, den Evensong, das Magnificat, das Nunc dimittis, Hymnen – alles. Wir sangen Palestrina, Tallis, Walton, Arvo Pärt. Das hat mich tief geprägt und war mein erster Zugang zur Musik."

Für Downes ist die Orgel "wie ein ganzes Orchester". Sie biete unendliche Klangmöglichkeiten, von Streichern über Bläser bis hin zu Trompeten und Grundstimmen: "Es ist ein lebendiges, atmendes, uraltes Instrument."

Improvisation als Brücke

Sein Konzert im Dom am Mittwochabend um 21:30 Uhr wird komplett improvisiert sein – allerdings auf Grundlage von Themen, die ihn seit Kindertagen begleiten. "Gregorianik, Kirchenlieder, Volksmusik – all das steckt in mir. Diese Einflüsse kommen von allein wieder hervor." Dabei spielt Downes selten klassisch "jazzig". Stattdessen orientiert er sich stärker an französisch-romantischen Orgeltraditionen, an Komponisten wie Vierne, Alain, Saint-Saëns und Messiaen.

Die besondere Herausforderung im Kölner Dom sei der Raum selbst. "Die Domorgel ist eigentlich eine Kombination mehrerer Instrumente, die barocke und romantische Elemente vereint. Zusammen mit der großartigen Akustik eröffnet das ein riesiges Spektrum an Klangfarben. Man muss auf den Raum hören, ihn respektieren und ihn in die Musik einbeziehen."

"Kirchen sind für mich besondere Orte"

Für Downes ist das Konzert im Dom mehr als ein musikalisches Ereignis. "Ich empfinde tiefen Respekt für diese Räume und ihre Bedeutung. Als Kind habe ich täglich Stunden in der Kirche verbracht – morgens übte ich, abends probte ich. Meine ersten Erfahrungen mit Musik sind untrennbar mit Kirchen verbunden. Diese Orte haben für mich etwas Geheimnisvolles. Es ist kein Zufall, dass ich die meiste Zeit meines Lebens an der Orgel verbringe."

Auch die Faszination des Publikums für die Orgel wundert ihn nicht. "Die Orgel ist ein einzigartiges Instrument, das Emotionen und Spiritualität auf besondere Weise verbindet. Künstlerinnen wie Anna Lapwood machen das heute für ein breiteres Publikum erfahrbar und zeigen, dass die Orgel auch in der Gegenwart einen wichtigen Platz in der Musik hat."

Konzert-Tipp: Kit Downes spielt am Mittwoch, 3. September, um 21:30 Uhr auf der Domorgel im Kölner Dom. Das Konzert findet im Rahmen der Cologne Jazzweek statt. Eintrittskarten können über die Homepage der Jazzweek für 29 Euro oder 22 Euro (ermäßigt) erworben werden.

Stationen der Kölner Domgeschichte

1248 Grundsteinlegung für den gotischen Neubau unter Erzbischof Konrad von Hochstaden.

1322 Chorweihe; allmählich entstehen die unteren Teile von Mittelschiff, Querhäusern und Seitenschiffen sowie der Südturm bis zu einer Höhe von 59 Metern.

1560 Einstellung des Baubetriebs.

1794 Nach dem französischen Einmarsch dient der Torso des Doms als Futtermagazin und Gefangenenlager.

1815 Nach den napoleonischen Befreiungskriegen wird der Kölner Dom für die Romantiker zu einem Symbol der deutschen Nationalbewegung.

Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals ( shutterstock )
Quelle:
DR

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