Italiens Bischöfe weisen Vorwürfe zu Seenotrettergeld zurück

Angeklagter mit Beziehungen zum Papst

Italiens Bischöfe wehren sich gegen Vorwürfe, Finanzhilfen für Seenotretter geleistet zu haben. Die Bischofskonferenz teilte mit, sie habe die Organisation Mediterranea nie direkt unterstützt. Entsprechende Berichte wiesen sie zurück.

Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios (dpa)
Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios ( dpa )

Diese seien diffamierende Beschuldigungen. Zwei Diözesen hätten 100.000 Euro beantragt. Diese Gelder seien für "Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Migranten sowie die Betreuung und Hilfe für Vertriebene im Kriegsgebiet in der Ukraine" vorgesehen gewesen und entsprächen somit der Lehre von Papst Franziskus. Die Bischofskonferenz habe die Mittel jeweils in den Jahren 2022 und 2023 bewilligt.

Italienische Medien hatten am Wochenende Anschuldigungen gegen das prominente Mediterranea-Mitglied Luca Casarini (56) erhoben, der Beziehungen zur katholischen Kirche und zu Papst Franziskus pflegt. Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen Casarini und fünf weiteren Personen wegen Beihilfe zu illegaler Einwanderung und Verstoßes gegen das Schifffahrtsgesetz.

"Jedes Leben muss gerettet werden"

Laut den Presseberichten geht aus Abhör- und Chat-Protokollen der Ermittlungsbehörden hervor, dass der Aktivist hohe Geldsummen von italienischen Bischöfen und aus Bistümern erhalten habe. Das Nachrichtenportal "Panorama" deutete an, Casarini habe den Bistümern das Geld aus der Tasche gezogen.

Luca Casarini, Teilnehmer der Weltsynode und Einsatzleiter auf dem Rettungsschiff der Hilfsorganisation "Mediterranea Saving Humans" (KNA)
Luca Casarini, Teilnehmer der Weltsynode und Einsatzleiter auf dem Rettungsschiff der Hilfsorganisation "Mediterranea Saving Humans" / ( KNA )

Die Italienische Bischofskonferenz betonte, die Kirche stelle sich auf die Seite derer, die auf der Flucht vor Kriegen, Gewalt und Armut seien. Das Mittelmeer dürfe nicht immer mehr zu einem Friedhof werden. "Jedes Leben muss gerettet werden!", forderten die Bischöfe. Gleichzeitig wiesen sie darauf hin, dass sich die Ermittlungen gegen Mediterranea-Mitglieder und nicht gegen eine kirchliche Einrichtung richteten.

Jeweils höchstens auf einige tausend Euro

Casarini selbst hatte die Vorwürfe in einem Interview der Zeitung "La Repubblica" schon Anfang der Woche zurückgewiesen. Zwar erhalte er Spenden von einigen Priestern, Bischöfen sowie zwei Bistümern und rund einem Dutzend kirchlicher Vereinigungen. 

Die Summen beliefen sich aber jeweils höchstens auf einige tausend Euro. Einen angeblichen monatlichen Zuschuss der Bischofskonferenz zu einem Monatsgehalt von 6.000 Euro gebe es nicht. Der frühere Hausbesetzer setzt sich seit Jahren in der Seenotrettung für Migranten ein. Im Oktober hatte er auf Einladung von Papst Franziskus an der Weltsynode im Vatikan teilgenommen.

Flüchtlingskrise auf dem Mittelmeer

Im vergangenen Jahr starben mehr als 5000 Menschen auf der Flucht von Afrika nach Europa im Mittelmeer. Es waren mehr Tote, als je zuvor in einem Jahr registriert wurden. Die meisten Menschen starben auf der zentralen Mittelmeerroute in Richtung Italien, die als die gefährlichste gilt.

Flüchtlinge im Mittelmeer / © Santi Palacios/AP (dpa)
Flüchtlinge im Mittelmeer / © Santi Palacios/AP ( dpa )
Quelle:
KNA