Israrelische Zeitung: Kirche veräußert weitere Grundstücke in Jerusalem

Provozierende Verkäufe

Der Skandal um Landverkäufe der griechisch-orthodoxen Kirche im Heiligen Land spitzt sich offenbar zu. So berichtet eine israelische Zeitung, dass das Patriarchat weitere Grundstücke verkauft habe.

Blick auf Jerusalem und den Tempelberg / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf Jerusalem und den Tempelberg / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Zeitung "Haaretz" berichtete am Freitag, das Patriarchat habe weiteren Grundbesitz mit 240 Wohnungen und einem Einkaufszentrum im Zentrum Jerusalems für 3,3 Millionen US-Dollar (2,8 Millionen Euro) an eine ausländische Firma mit Sitz auf den Jungferninseln verkauft. Wie bereits in Jaffa und Cäsarea seien auch die Grundstücke in Jerusalem deutlich unter Wert verkauft worden, so der Bericht unter Verweis auf drei der Zeitung vorliegende Verträge.

Demnach liegt der durchschnittliche Kaufpreis für eine kleine Wohnung in dem betreffenden Viertel sonst bei umgerechnet 480.000 Euro.

Bewohner können Wohnungen verlieren

In den vergangenen sechs Jahren habe die Kirche weite Teile ihres Landes in Jerusalem sowie Grundstücke in Jaffa, Cäsarea, Ramle, Nazareth und Tiberias veräußert, so "Haaretz". Bei den Käufern handele es sich um ausländische Firmen mit Sitz in Steueroasen, deren Identität nicht geklärt werden könne.

In Israel sorgen die Verkäufe für Unruhe, da bestehende Pachtverträge der Kirche mit dem Jüdischen Nationalfonds aus den 1950er Jahren über viele Grundstücke in den kommenden Jahrzehnten auslaufen. Das Land fiele dann rechtmäßig an die neuen Besitzer; die jetzigen Bewohner verlören ihre Wohnungen. Ein gegenwärtig diskutierter Gesetzentwurf der israelischen Abgeordneten Rachel Azaria sieht stattdessen eine Verstaatlichung von Kirchenland vor.

Protest gegen Verkäufe wächst

Unter einheimischen Christen wächst unterdessen der Protest gegen den Verkauf von Kirchenland, seit die israelische Finanzzeitung «Calcalist» Ende Juni Details eines Landverkaufs in Westjerusalem bekanntmachte. Palästinensische Christen fordern seither eine Absetzung des griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III.

Anfang Oktober hatte die "arabisch-orthodoxen Nationalkonferenz" dem gebürtigen Griechen die Anerkennung entzogen. Bereits zuvor reichten Vertreter palästinensisch-orthodoxer Organisationen in Ramallah Strafantrag gegen Theophilos III. ein.

Griechisch-orthodoxe Kirche

Die griechisch-orthodoxe Kirche ist nach der israelischen Landbehörde die größte Grundbesitzerin in Israel. Der Vorgänger des amtierenden Patriarchen, Irinaios I., war 2005 nach nur vierjähriger Amtszeit über einen Skandal um undurchsichtiger Landverkäufe an israelische Geschäftsleute gestürzt. Seither wird Irinaios I., der alle Anschuldigungen als haltlos zurückwies, im Jerusalemer Patriarchat in Klosterhaft gehalten.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema