Israels Botschafter kritisiert Vatikan für Nahost-Äußerung

"Falsche Schlussfolgerung"

Der israelische Botschafter am Heiligen Stuhl hat sich über Aussagen des vatikanischen Staatssekretärs Parolin zum Gaza-Krieg beschwert. Italienische Medien berichteten am Donnerstag über einen Brief des Botschafters an den Vatikan.

Rauch nach israelischen Luftangriffen im Gazastreifen / © Abed Khaled (dpa)
Rauch nach israelischen Luftangriffen im Gazastreifen / © Abed Khaled ( dpa )

Darin kritisiert der israelische Diplomat Raphael Schutz ein "bedauerliches" Urteil des Kardinals. Parolin hatte zuvor gesagt, die Reaktion Israels in Gaza sei "unverhältnismäßig" im Vergleich zum Angriff der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Walter Wetzler (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Walter Wetzler ( KNA )

Mit dem Finger auf Israel zu zeigen, "ohne das Gesamtbild zu berücksichtigen", wie es der Staatssekretär des Vatikans getan habe, führe zu einer "falschen" Schlussfolgerung und Beurteilung der Legitimität des Krieges, zitierte die italienische Tageszeitung "la Stampa" aus dem Brief. Wer nach einem Verantwortlichen für Tod und Zerstörung in Gaza suche, könne an die Tür "der Hamas und nur der Hamas" klopfen.

"An die Tür der Hamas klopfen"

Der Heilige Stuhl habe von Anfang des aktuellen Krieges an den Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 "vorbehaltlos" verurteilt, hatte Parolin am Dienstagabend unterstrichen. Die Reaktion darauf müsse aber verhältnismäßig sein, und das sei sie "bei 30.000 Toten sicherlich nicht". Die Angriffe Israels auf den Gaza-Streifen nannte er ein "Blutbad".

Spannungen zwischen Israel und dem Vatikan

In den vergangenen Monaten war es auf israelischer Seite immer wieder zu Verstimmungen über Aussagen aus dem Vatikan gekommen.

Anfang Februar hatte sich Papst Franziskus daher in einem Brief an die jüdische Bevölkerung in Israel gewandt. Angesichts zahlreicher Mitteilungen, die ihm von verschiedenen Freunden und jüdischen Organisationen aus aller Welt zugesandt worden seien, "verspüre ich den Wunsch, euch meine Nähe und Zuneigung zu versichern", schrieb Franziskus.

Seit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel bemüht sich der Papst, den Opfern auf beiden Seiten des Krieges, der israelischen und der palästinensischen, diplomatisch gerecht zu werden. Bis Donnerstagmorgen gab es aus dem Vatikan keine Reaktion auf den Brief der israelischen Botschaft.

 

Quelle:
epd