Israelische und russische Gruppen erhalten Friedenspreis

"Mit viel Mut und Zivilcourage gegen Unrecht"

Die Organisationen Feminist Anti-War Resistance und Human Rights Defenders Fund aus Russland und Israel erhalten den Aachener Friedenspreis. Auf den Agenden der Organisationen stehen Feminismus, Krieg und die israelische Justizreform.

Der Aachener Friedenspreis wird jährlich vergeben / © Klaus Herzog (epd)
Der Aachener Friedenspreis wird jährlich vergeben / © Klaus Herzog ( epd )

Organisationen aus Russland und Israel haben am Freitagabend den Aachener Friedenspreis erhalten. "Beide Initiativen setzen sich mit viel Mut und Zivilcourage gegen Unrecht ein", so der Verein Aachener Friedenspreis.

Ausgezeichnet wurde die feministische Antikriegsinitiative FAR (Feminist Anti-War Resistance), die sich als Reaktion auf den Angriffskrieg auf die Ukraine gegründet hat.

Gewürdigt wurde auch das israelische Anwalts-Netzwerk HRDF (Human Rights Defenders Fund).

Preisträger sehen Zusammenhang zwischen Krieg und Patriarchat

Es gibt Menschen Rechtsbeistand, die sich gewaltfrei für die Einhaltung von Menschenrechten in Israel und den besetzten Palästinensergebieten einsetzen. Die Laudatio hielt Kabarettist Wilfried Schmickler.

Die ausgezeichnete russische Organisation betonte laut vorab verbreiteter Dankesrede den Zusammenhang von Krieg und patriarchaler Gewalt, die vom Staat seit Jahren gefördert und genährt worden sei.

Worum geht es bei den Reformplänen von Israels Regierung?

Seit Januar regiert in Israel die rechteste Regierung in der Geschichte des Staates. Ganz oben auf ihrer politischenAgenda: der Umbau des Justizsystems mit einer deutlichen Schwächung des obersten Gerichts. Das erste Kernelement dafür ist seit Montag Gesetz. Worum geht es bei der Reform? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) beantwortet einige wichtige Fragen:

Demonstration gegen die geplante Justizreform nahe der Knesset, Sitz des israelischen Parlaments, in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Demonstration gegen die geplante Justizreform nahe der Knesset, Sitz des israelischen Parlaments, in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )

"Der Krieg beginnt zu Hause, und er muss zu Hause enden. Denn er nährt sich von der Gewalt in unserer Gesellschaft", so die Aktivistinnen.

Feminismus laut Aktivisten "untrennbarer Teil des Widerstands gegen Krieg"

Sie kritisieren auch häusliche Gewalt und Unterdrückung nicht-heterosexueller Lebensformen. "Feminismus ist daher ein untrennbarer Teil des Widerstands gegen den Krieg."

FAR positioniert sich dem Verein Aachener Friedenspreis zufolge gegen Militarismus, Diktatur und Gewalt.

Die Organisation nutze Protestformen, bei denen beispielsweise mit Preisschildern in Supermärkten über die Zahl gefallener Soldaten und ziviler Opfer informiert werde.

Einsatz für eine friedliche Lösung im palästinensisch-israelischen Konflikt

Zudem wirke FAR mit einer Online-Zeitung staatlicher Propaganda entgegen.

Der zweite Preisträger HRDF wurde laut Aachener Friedenspreis 2011 gegründet, nachdem die Arbeit von Menschenrechtlern in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten zunehmend eingeschränkt worden sei.

Die Initiative stärke hinter den Kulissen den Kampf für Demokratie und Menschenrechte und setze sich für die Chance auf eine friedliche Lösung im palästinensisch-israelischen Konflikt ein.

Preisträger warnen vor den Folgen der Justizreform in Israel

Die Preisträger des HRDF warnen laut vorab verbreitetem Manuskript vor den Folgen der Justizreform in Israel und baten um Unterstützung: "Wir können nicht den notwendigen Druck auf die israelische Regierung ausüben, damit sie die Menschenrechte für alle Menschen respektiert, die Rechte der Palästinenser auf Freiheit und Leben anerkennt und die brutale Kriminalisierung von Menschenrechtsverteidigern einstellt, wenn es keinen politischen Willen in der internationalen Gemeinschaft gibt."

Der Aachener Friedenspreis wurde 1988 erstmals verliehen. Gewürdigt werden Einzelpersonen oder Gruppen, die "von unten her" zu Frieden und Verständigung beitragen.

Die Auszeichnung wird in jedem Jahr am 1. September, dem Antikriegstag, vergeben. Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg.

Aachener Friedenspreis

Der Aachener Friedenspreis wird seit 1988 an Menschen verliehen, die sich für Frieden und Dialog zwischen Konfliktparteien einsetzen. "Wir wollen sie ehren, wenn sie Frieden gestiftet haben durch Gerechtigkeitssinn, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft auch Feinden gegenüber; durch Gewaltlosigkeit, Zivilcourage, Tatkraft, Sachlichkeit und Herz", heißt es in der Gründungserklärung.

Symbolbild Friedenstaube / © LittlePerfectStock (shutterstock)
Symbolbild Friedenstaube / © LittlePerfectStock ( shutterstock )
Quelle:
KNA