Israel bekommt Kritik nach Hilfskonvoi-Katastrophe

Kirchenführer beschuldigen Israel

Jerusalems Kirchenoberhäupter kritisieren Israel für einen mutmaßlichen Angriff auf Zivilisten bei einem Hilfskonvoi im Gazastreifen. Über 100 Menschen sollen getötet worden sein. Israel weist die Anschuldigungen zurück.

Israelische Soldaten in einem Panzer.  / © Ilia Yefimovich (dpa)
Israelische Soldaten in einem Panzer. / © Ilia Yefimovich ( dpa )

Nach der Katastrophe rund um einen Hilfskonvoi im Gazastreifen haben die Oberhäupter der christlichen Kirchen Jerusalems schwere Vorwürfe gegen das israelische Militär erhoben. In einer gemeinsamen Erklärung vom Freitag verurteilten sie einen "mutwilligen Angriff auf unschuldige Zivilisten".  Auch die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich bestürzt.

Dabei beriefen sich die Kirchenführer auf nicht näher genannte Augenzeugen des Vorfalls. Demnach hätten israelische Soldaten am Donnerstagmorgen das Feuer auf eine palästinensische Menschenmenge eröffnet, die im nördlichen Gazastreifen Lebensmittel entgegennehmen wollte.

Verschiedene Darstellungen

Diese Darstellung des Geschehens deckt sich mit Angaben der islamistischen Terrorgruppe Hamas. Sie wirft Israels Armee vor, bei Ankunft des Hilfsgüterkonvois mindestens 100 Menschen gezielt getötet zu haben. Hunderte weitere seien verletzt worden. 

Das israelische Militär stellt den Vorgang indes völlig anders dar: Einen solchen Angriff habe es nicht gegeben. Stattdessen hätten Plünderungen und Panik zu einer bedrohlichen Situation mit etlichen Toten geführt.

"Unabhängige Untersuchung der Ereignisse"

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz, Udo Bentz, schrieb auf der Plattform X, die Katastrophe sei ein schockierender neuerlicher Beleg für die humanitär inakzeptable Situation, der die Zivilbevölkerung im gesamten Gaza-Streifen ausgesetzt sei. "Eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse muss klären, wie es zum Tod so vieler Menschen und zum Schusswaffen-Gebrauch der israelischen Soldaten gekommen ist", forderte der künftige Paderborner Erzbischof. 

"Darüber hinaus mache ich mir die Forderung aller Patriarchen und Kirchenoberhäupter in Jerusalem zueigen, 'einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand zu schließen, der eine rasche Verteilung von Hilfsgütern im gesamten Gazastreifen ermöglicht und die Freilassung der Geiseln und Gefangenen auf dem Verhandlungswege erreicht'", so Bentz. Der bisherige Mainzer Weihbischof wird kommenden Samstag in sein neues Amt in Paderborn eingeführt.

Quelle:
KNA