Islamwissenschaftlerin verlässt Islamkonferenz

Keine Fortschritte

Die Bochumer Islamwissenschaftlerin Armina Omerika will die Deutsche Islamkonferenz verlassen, weil sie unter Innenminister Friedrich keine Fortschritte mehr erwartet. Schon an der Plenarsitzung, die am Donnerstag turnusmäßig in Berlin zusammenkommt, wird Omerika nicht mehr teilnehmen.

 (DR)

Omerika ist eine von zehn Einzelpersonen, die zur zweiten Phase der Islamkonferenz noch unter der Leitung des damaligen Innenministers Thomas de Maizière eingeladen worden waren. Neben den Einzelpersonen nehmen an der Tagung 17 Vertreter von Bund, Ländern und Kommunen sowie sechs Vertreter muslimischer Verbände teil. Bereits im zweiten Jahr in Folge ist nun Innenminister Friedrich der Gastgeber.



Omerika erklärte gegenüber der "taz", Friedrich habe durch notorische Ausfälle gezeigt, wie wenig er sich eigentlich mit dem Thema auseinandersetze.  Sie kündigte an, einen entsprechenden Brief werde sie Friedrich in den kommenden Tagen zukommen lassen.



"Die Islamkonferenz war ursprünglich eine gute Idee und hat wichtige Impulse gegeben, etwa zur Einrichtung von Lehrstühlen für islamische Theologie oder auch in Richtung Versachlichung einer emotional geführten Islamdebatte", sagte sie. "Aber inzwischen kommt mir das Gremium immer sinnloser vor."



Stimmung getrübt

Den letzten Ausschlag für ihren Austritt habe gegeben, wie das Innenministerium vor wenigen Wochen mit einer Studie zu "Lebenswelt junger Muslime in Deutschland" umgegangen sei, sagte Omerika. "Friedrich hat die Ergebnisse verzerrt dargestellt und damit wieder einmal einen populistischen Diskurs bedient, der die muslimische Bevölkerung ausgrenzt."



Friedrich hatte im Vorfeld der Islamkonferenz im vergangenen Jahr betont, dass in seinen Augen die vier Millionen Muslime in Deutschland Teil dieser Gesellschaft seien, der Islam aber nicht zu Deutschland gehöre. Das Land sei christlich-abendländisch geprägt. In einer gemeinsamen Stellungnahme hatten daraufhin neun der zehn muslimischen Einzelvertreter der Islamkonferenz Friedrichs Haltung scharf kritisiert.



Islamkonferenz meidet Salafisten

Die radikalislamischen Salafisten werden bei der Plenumssitzung nur am Rande Thema sein. Das Programm für die Berliner Tagung werde nicht geändert, meldete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch) unter Berufung auf das Bundesinnenministerium. Die Massenverteilung von Gratis-Koranen durch Salafisten solle jedoch angesprochen werden.



Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) und der hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) hatten eine Änderung der Tagesordnung gefordert. Stattdessen steht nun wie geplant der Aspekt "Geschlechtergerechtigkeit" im Vordergrund. Dazu soll es bei der Konferenz eine Resolution gegen Benachteiligung von Frauen und häusliche Gewalt geben.