Industriestaaten verfehlen eigenen Anspruch auf Nachhaltigkeit

Noch lange nicht gut

Kurz vor dem UN-Sondergipfel zu mehr Nachhaltigkeit stellt eine Studie der Bertelsmann Stiftung den Industrienationen schlechte Noten aus. Allein vier nordische Länder brächten bisher die Bereiche Wirtschaft und Soziales in Einklang.

Zeichen für Nachhaltigkeit: Die evang. Johanneskirche in Bonn am 15.9.13, verhüllt mit 3.000 Plastiktüten (epd)
Zeichen für Nachhaltigkeit: Die evang. Johanneskirche in Bonn am 15.9.13, verhüllt mit 3.000 Plastiktüten / ( epd )

Dabei geht es um Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland, teilte die Stiftung am Dienstag in Gütersloh mit. Die restlichen 30 OECD-Staaten wiesen ein wenig nachhaltiges Produktions- und Konsumverhalten auf. Außerdem verschärften ihre Wirtschaftssysteme vielfach den Trend zur sozialen Ungleichheit.

Am schlechtesten schnitten die USA, Griechenland, Chile, Ungarn, die Türkei und Mexiko ab. Deutschland erreicht auf der Länder-Skala mit Platz sechs das obere Mittelfeld, vor den Niederlanden, Belgien und Island. Die Vereinten Nationen wollen bei ihrem Gipfel vom 25. bis 27. September in New York die neuen Nachhaltigkeitsziele ab 2016 verabschieden. Nach dem Plan soll es auf der Welt bis 2030 keinen Hunger und keine extreme Armut mehr geben. Zudem soll eine umweltverträgliche und nachhaltige Wirtschaftsweise mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen etabliert werden. Das Dokument soll erstmals nicht nur Ziele für Entwicklungsländer, sondern auch für große Industrienationen enthalten.

Deutschland sorgt für soziale Absicherung

Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Aart De Geus, sagte, die Industriestaaten liefen bereits jetzt Gefahr, die neuen Nachhaltigkeitsziele bis 2030 selbst zu verfehlen. In 23 der 34 OECD-Staaten verdienten die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung inzwischen mindestens genauso viel wie die ärmsten 40 Prozent. In den USA sei es sogar das 1,7-Fache und in Chile das 3,3-Fache.

Deutschland punktet bei der Studie unter anderem in den Bereichen Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Forschung und Entwicklung sowie durch eine vergleichsweise gute soziale Absicherung. Schlecht sieht es dagegen bei der Müllbilanz aus: So produziert den Angaben nach jeder Deutsche pro Jahr durchschnittlich 614 Kilogramm Abfall. Das sind deutlich mehr als der Durchschnitt aller Industriestaaten mit 483 Kilogramm oder beispielsweise Japan mit nur 354 Kilogramm pro Einwohner.


Quelle:
epd