Indischer Liturgiestreit eskaliert

Wohin sich wenden?

Eine halbe Million Katholiken und 450 Priester haben mit dem Abbruch ihrer Verbindungen zur Spitze der Erzdiözese Ernakulam-Angamaly gedroht. Hintergrund ist ein seit Jahren andauernder Liturgiestreit in der syro-malabarischen Kirche.

Indische Christen beten in einer Kirche / © Channi Anand (dpa)
Indische Christen beten in einer Kirche / © Channi Anand ( dpa )

Erzbischof Andrew Thazhath sei als Apostolischer Administrator "ungeeignet", zitierten Medien (Mittwoch) aus der entsprechenden Erklärung eines Priester-Komitees. Beobachter werteten die Entwicklung als "einen sehr ernsten Schritt", der unerwartete Auswirkungen haben könnte.

Streit seit Jahrzehnten

In dem jahrzehntelangen Streit geht es um die Frage, ob der Priester die Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde oder zum Altar zelebriert. Laut einem vom Vatikan gebilligten Kompromiss sind die syro-malabarischen Priester gehalten, bis zum Hochgebet die Messe mit dem Gesicht zur Gemeinde zu feiern, sich dann umzudrehen, um sich dann zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuzuwenden.

Im August 2021 wies die zuständige Synode alle 35 Diözesen im südindischen Kerala an, den Beschluss umzusetzen. Weil der Vikar von Ernakulam-Angamaly, Erzbischof Antony Kariyil, den Kompromiss jedoch ablehnte, zog der Vatikan personelle Konsequenzen. Kariyil musste zurücktreten. Seit Juli leitet Erzbischof Thazhath als Apostolischer Administrator die Geschicke in Ernakulam.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA