Impfen in sozialen Brennpunkten

 (DR)

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat Kritik an vorgezogenen Impfungen durch mobile Impfteams in sozialen Brennpunkten zurückgewiesen. Die vorgeschriebene Impfreihenfolge werde nicht ausgehebelt, da es gelungen sei, "die Menschen in den benachteiligten Stadtteilen auf Gruppe drei vorzuziehen", sagte Reker in einem Phoenix-Interview. Da dort mit zusätzlich bereitgestellten Impfdosen von Johnson & Johnson und Moderna geimpft werde, entgehe niemandem eine Impfung.

Es sei auch eine "Maßnahme zur Gefahrenabwehr", die uns allen nütze, da die Menschen aus Stadtteilen mit höheren Inzidenzen dann andere nicht mehr anstecken könnten, betonte die Oberbürgermeisterin. Auch eine zusätzliche Stigmatisierung der betreffenden Bevölkerungsgruppe könne sie nicht erkennen, da man diesen Menschen ja ein Zusatzangebot mache. Sie hoffe sehr, "dass in wenigen Wochen, vielleicht in zwei Monaten, eine Durchimpfung erreicht ist, die uns allen die Freiheiten zurückgibt".

Mazyek fordert verstärktes Impfen in sozialen Brennpunkten

Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Ayman Mazyek, sieht keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und dem Corona-Infektionsrisiko. In der Tat gebe es in sozialen Brennpunkten mit hohem Migrantenanteil hohe Inzidenzen, das habe aber nicht mit der kulturellen Herkunft oder der Religion der Menschen zu tun, sondern mit Armut sowie prekären Arbeits- und Wohnverhältnissen, sagte Mazyek am Montag im Deutschlandfunk.

Wichtig sei es deshalb, verstärkt in die armen Wohnviertel der Ballungsgebiete zu gehen, um die Menschen dort zu impfen, etwa mit Hilfe von Impfbussen, erklärte Mazyek. Impfteams sollten dabei mehrsprachig sein.

Auch als es in den sächsischen Grenzgebieten zu Tschechien zu einem Anstieg der Inzidenzen gekommen sei, habe man dort prioritär geimpft, sagte der Zentralratsvorsitzende. Das gleiche müsse nun in sozial benachteiligten Stadtteilen passieren.

Mazyek hob hervor, dass der Kampf gegen Corona in den deutschen Moscheegemeinden "eine Erfolgsgeschichte" sei. Auf die Unversehrtheit der Menschen zu achten, sei im Islam ein göttliches Gebot, betonte er. Deshalb hätten die Gemeinden die Hygieneregeln streng umgesetzt, auch im Ramadan. "Die Religion ist nicht Teil des Problems, sondern der Lösung", sagte Mazyek. (kna/epd/03.05.2021)